Die Digitalisierung nimmt nach mehr als einem Jahrzehnt im Dornröschen-Schlaf auch hierzulande endlich Fahrt auf. EHealth, mHealth, Telemedizin sowie internetbasierte Interventionen – gar nicht so einfach, dabei noch den Überblick zu behalten. Während im psychotherapeutischen Bereich bereits verlässliche Internetanwendungen existieren, um beispielsweise Menschen mit Depression zu helfen, gibt es im Schmerzbereich einige interessante Ansätze, von denen jedoch derzeit noch keiner Eingang in die Versorgungslandschaft gefunden hat.
Während in anderen Ländern dieser Erde, allen voran in den USA und im asiatischen Raum, Gesundheitsapps und internetbasierte Interventionen seit einigen Jahren ihren festen Platz im Gesundheitswesen einnehmen, ist in Deutschland erst seit circa drei Jahren eine leise Annäherung an das Thema "eHealth" festzustellen. 2017 wurde z. B. beschlossen, die Telemedizin fortan ebenfalls zu vergüten. 2018 folgte schließlich mit Vivy, eine erste elektronische Gesundheitsakte, realisiert von einem zukunftsgerichteten Zusammenschluss verschiedener Krankenkassen.
Das weite Feld der Digitalisierung entwickelt sich weltweit in immer rasanterem Tempo. Längst müssen eHealth, mHealth, Telemedizin und internetbasierte Interventionen voneinander abgegrenzt werden. Wissen Sie, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt?
So bedeutet beispielsweise eHealth den Gebrauch von IT und Kommunikationstechnologie zu Gesundheitsbelangen. Hinter mHealth verbergen sich hingegen mobile Anwendungen, die die Gesundheit der Menschen unterstützen. Hierzu zählen insbesondere Gesundheitsapps und medizinische Apps. Davon sind wiederum internetbasierte Interventionen abzugrenzen, welche z. B. telemedizinische Angebote und Absichtsfall-erstellte Spiele umfassen. Die klassische Telemedizin auf der anderen Seite beschreibt die Diagnose und Therapie unter Zuhilfenahme audiovisueller Kommunikationstechnologien.
Jedoch – bei all diesen aufregenden neuen Möglichkeiten im Gesundheitsbereich – stehen viele Ärzte dem größer werdenden Digitalisierungsgrad eher skeptisch gegenüber. Dennoch: Haben solche digitalen Helfer und Ergänzungsprogramme nachweislich einen Nutzen, sind diese von der Ärzteschaft auch leichter zu akzeptieren.
Allerdings gibt es noch einige Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, bevor digitale Anwendungen in der Medizin flächendeckenden Einsatz finden können. Dazu gehören insbesondere:
Im Ausland ist die Kombination aus Internet und Telefonie in der Beratung und Therapie von Patienten bereits seit einigen Jahren etabliert. Aus Studien geht zudem hervor, dass gerade auf dem Gebiet der Psychotherapie die internetbasierte Intervention sogar besser ist als eine persönliche Therapie vor Ort. Dies erklärt sich möglicherweise damit, dass insbesondere schambesetzte Therapiebereiche, wie Sucht, Erektionsstörungen und Depressionen, in der vermeintlichen Anonymität der internetbasierten Interventionen teilweise aufgebrochen werden.
Ein weiterer spannender Ansatz eröffnet sich in der Anwendung der virtuellen Realität (VR) bei chronischen Schmerzen. Während notwendiger Interventionen ist der Patient/die Patientin dabei durch die VR abgelenkt, sodass nachweislich eine leichte Schmerzreduktion empfunden wird.
Desweiteren befinden sich derzeit Spiele gegen den Schmerz in der Entwicklung. Dabei handelt es sich um ein motivierendes Fernversorgungskonzept, welches individuell einstellbar und damit adaptiv angelegt ist. Nutzbar wären solche Spiele später unter anderem für eine gezielte Hand-Rehabilitation, z. B. nach Unfällen.
Derzeit fehlt es auf dem Weg zur internetbasierten/digitalisierten Medizin unter anderem noch an:
Insgesamt betrachtet, stellt die zunehmende Technisierung allein sicher kein gutes Konzept für die Zukunft dar, ebenso wenig wie die rein klassisch durchgeführte Schmerzmedizin. Der Mittelweg, also die Kombination von klassischen und technisierten Lösungsansätzen, scheint bisher der beste Weg für beide Seiten zu sein.
Quelle:
eHealth und mHealth in der Schmerzmedizin – Status Quo und Ausblick; Schmerzkongress 2018, 19.10.2018, Mannheim