Die Entwicklungsorganisation One hat den Industrieländern vor dem Online-Treffen der G7-Staaten vorgeworfen, dringend benötigten Corona-Impfstoff zu horten. Ärmeren Ländern werde so der Zugang erschwert. "Das ist Impf-Nationalismus par excellence", kritisierte Stephan Exo-Kreischer, Direktor von One Deutschland. "Dieses Vorgehen ist unverantwortlich und kurzsichtig, denn es verlängert die Dauer der Corona-Pandemie um Jahre."
Nach einer Rechnung von One haben sich die EU, Großbritannien, die USA, Australien, Kanada und Japan zusammen mehr als drei Milliarden Dosen der führenden Impfstoffe gesichert. Das seien knapp eine Milliarde mehr als nötig, um ihre gesamte Bevölkerung zu versorgen. "Insbesondere die G7-Länder müssen endlich begreifen, dass sie nicht im Wettbewerb gegeneinander stehen, sondern gegen das Virus", betonte Exo-Kreischer. Es müsse gelten: "Impfstoffe für alle – und zwar sofort."
Die G7-Länder dürften nicht warten, bis die eigene Bevölkerung durchgeimpft sei, bevor sie Impfstoff weitergäben, forderte die Organisation. Denn so lange das Virus weiter wüten könne, werde es mutieren und die Gefahr erhöhen, dass bisher entwickelte Impfstoffe wirkungslos würden.
Das Online-Treffen der sieben großen Wirtschaftsmächte ist für Freitag geplant. Dabei soll es vor allem um eine engere Zusammenarbeit bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen gehen. Erstmals soll auch der neue US-Präsident Joe Biden an dem multilateralen Treffen teilnehmen.