Kliniken müssen Patienten abweisen, weil es ihnen an Pflegekräften und Fachärzten fehlt. Nach Einschätzung der Pflegekammer Rheinland-Pfalz wird sich das Problem künftig noch verschärfen.
Der Mangel an Fachärzten und Pflegekräften wird auch in rheinland-pfälzischen Krankenhäusern immer mehr zum Problem. Schon jetzt kommt es zur Schließung von stationären Angeboten: In Trier beispielsweise werden im Klinikum Mutterhaus seit Jahresanfang keine krebskranken Kinder mehr neu stationär behandelt - weil es Personalprobleme gibt. "Das ist erst die Spitze des Eisbergs", sagte Andrea Bergsträßer als Vorstandsmitglied der Pflegekammer Rheinland-Pfalz der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.
Sie gehe davon aus, dass es künftig zu weiteren Schließungen von Stationen in Kliniken kommen werde, weil qualifiziertes Personal fehle. "Wir werden damit noch mehr konfrontiert werden", sagte die Pflegedirektorin des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern. Das liege auch daran, dass die meisten Stationen heute ohnehin nur mit einer Mindestbesetzung arbeiteten. Wenn dann Pflegekräfte zum Beispiel wegen Krankheit ausfielen, sei das schwer kompensierbar. "Wir kommen dann in diese Abwärtsspirale hinein. Das passiert ganz schnell."
Auch zuvor seien an anderen Häusern im Land zeitweise Stationen aufgrund von Personalmangel dicht gemacht worden, sagte Bergsträßer. Das werde nur nicht publik, weil es keine Schwerpunktstationen seien. Im Fall des Trierer Mutterhauses werden seit Anfang 2018 keine neu an Krebs erkrankten Kinder mehr stationär behandelt. Bislang seien zwölf Kinder und Jugendliche davon betroffen, teilte die Klinik mit.
Die Patienten würden am Universitätsklinikum im saarländischen Homburg behandelt. Das Mutterhaus arbeite "mit Hochdruck daran", die stationäre Versorgung in Zukunft wieder gewährleisten zu können. Die ambulante Behandlung dagegen sei nach wie vor sichergestellt.
Nach Angaben der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz wird der Facharztmangel auch an Kliniken zunehmend zum Problem: "Er ist nicht nur im ambulanten Bereich zu spüren, sondern auch im stationären Bereich", sagte der Präsident der Kammer, Günther Matheis, in Mainz der Deutschen Presse-Agentur. Es komme häufig vor, dass planbare Operationen, die nicht unverzüglich anstünden, verschoben werden müssten, "weil Ärzte und Pflegepersonal nicht zur Verfügung stehen". "Das ist inzwischen fast Alltag."
Dass Stationen in Krankenhäusern wegen Facharztmangels geschlossen wurden, sei der Kammer nicht bekannt. "Man versucht sicherlich immer, das Angebot aufrecht zu halten", sagte Matheis. Nicht geklappt hat es in Daun im Vulkaneifelkreis: Dort hat das Krankenhaus Maria Hilf angekündigt, zum 1. Januar 2019 die Geburtshilfe zu schließen: Der Grund für die Entscheidung sei "die aussichtslose Suche nach Belegärzten für die Fachabteilung Geburtshilfe" gewesen.
Landesweit sind bei der Kammer 22.000 Ärzte gemeldet. Wie viele offene Stellen es derzeit insgesamt gebe, sei nicht bekannt. Für einen Arzt, der heute ausscheide, brauche man fast zwei Ärzte, um diese Position wieder zu besetzen, sagte Matheis. Grund sei bei vielen der Wunsch, Teilzeit zu arbeiten. Um mehr Ärzte zu bekommen, gebe es "keinen Königsweg". Eine guter Schritt sei sicherlich die Erhöhung der Studienplätze. "Wir brauchen mehr Ärzte im System."
Bergsträßer sagte, trotz aller Maßnahmen gebe es "einfach zu wenig Pflegekräfte" im Land: "Der Pflegeberuf muss attraktiver gemacht werden." Es sei ein "sehr schöner Beruf", aber die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung müssten verbessert werden, forderte sie. Die Pflegekammer zählt rund 40.000 Mitglieder. In der Region Trier allein seien rund 1.000 Pflegestellen nicht besetzt.