Übersetzt aus dem Französischen
esanum: Dr. Garassus, wie unterstützt die UEHP die Menschen in der Ukraine?
Garassus: Die großen Nachbarländer der Ukraine, die die vielen Flüchtenden aufnehmen, sind Teil der EUHP. Wir koordinieren die Maßnahmen der privaten Einrichtungen in Polen, Rumänien und Moldawien. Mehr als zwei Millionen Menschen sind innerhalb von zwei Wochen in diese drei Länder geflohen. Glücklicherweise gibt es eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft, darunter viele private Krankenhäuser, die sich sehr konkret engagieren.
Der Zustrom von Geflüchteten ist massiv in Polen. Die Priorität liegt auf der Notunterbringung. Private Krankenhäuser in Polen stellen ihre Räume, Betten und Decken zur Verfügung, um vorübergehende Aufnahmezentren zu eröffnen und auszustatten. Das ukrainische und das polnische Volk stehen sich nahe, ihre Sprachen sind ähnlich. Sie verbindet eine gemeinsame schmerzhafte Vergangenheit. Die Solidarität ist daher umso größer.
In Moldawien haben grenznahe Kliniken ihre Türen für Geflüchtete geöffnet. Sie werden dort rund um die Uhr kostenlos behandelt. Ich weiß, dass es auch in Rumänien, der Slowakei und Ungarn ähnliche Initiativen gibt.
esanum: Welche Herausforderungen sehen Sie?
Garassus: Das größte Problem besteht in der Logistik. Die für die Ukraine vorgesehene Ausrüstung, insbesondere medizinisches Material, muss gelagert und transportiert werden. In Polen gibt es inzwischen Lagerhäuser. Wir haben Kontakte vor Ort, die uns täglich eine Liste der benötigten Güter zukommen lassen, sodass wir wissen, wohin sie geschickt werden müssen.
Die eigentliche Schwierigkeit kommt danach. Wie kann das gesamte Material auf ukrainisches Territorium und vor allem in die Frontgebiete gebracht werden? Bisher gibt es kaum Kanäle und somit auch keine Konvois. Kleinere Pakete werden Personen anvertraut, wenn diese in die Ukraine einreisen, aber es ist schwer zu sagen, was wirklich ankommt.
Wir nutzen zwei Möglichkeiten, um unsere Hilfe an die Bedürfnisse vor Ort anzupassen: zum einen sammeln wir Gelder zur Finanzierung der Hilfstransporte. Paradoxerweise ist der Bedarf an Geld für den Transport nun größer als der Bedarf an Material selbst. Der Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs, einer der zwölf Mitgliedsverbände der UEHP, ging mit gutem Beispiel voran und spendete spontan 30.000 EUR. Dem folgten andere.
Zum anderen stehen wir in Kontakt mit den wichtigsten europäischen Institutionen, sei es die Europäische Union oder das Internationale Komitee des Roten Kreuzes. Diese Organe koordinieren sich, um die humanitären Korridore zu nutzen, die nun endlich geöffnet werden. Die UEHP stellt sich ihnen zur Verfügung.
Paul Garassus ist Neurologe und Präsident der European Union of Private Hospitals (UEHP, Europäischer Verband der Privatkliniken), der zwölf nationale Verbände mit mehr als 5.000 privaten Gesundheitseinrichtungen vertritt. Das Ziel der UEHP ist die Stärkung der Privatkrankenhäuser in Europa als Ergänzung zum öffentlichen Gesundheitswesen. Ihre Grundsätze umfassen die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung, die Versorgungsqualität und die Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme. In Europa werden 20 % des Krankenhausangebots von privaten Akteuren betrieben.