Am Ende des Sommers beginnt die Beeren- und Pilzsaison. Damit verbunden ist oft die Angst, sich mit dem Fuchsbandwurm anzustecken. Wie gefährlich ist der Parasit, wie hoch das Risiko, sich beim Sammeln von Beeren, Kräutern oder Pilzen anzustecken?
Ein Befall mit dem Fuchsbandwurm kann für Menschen lebensgefährlich sein - kommt aber sehr selten vor. Im Vergleich zu den Vorjahren waren die Meldezahlen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) im Jahr 2016 wieder rückläufig: 26 Fälle gab es. Allein zehn Patienten kamen aus Bayern, acht aus Baden-Württemberg - wobei das RKI darauf hinweist, dass davon nicht in jedem Fall auf den Infektionsort geschlossen werden kann.
Generell komme der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) nur auf der nördlichen Hälfte der Weltkugel vor, in Europa vor allem in Süddeutschland, der Nordschweiz, Westösterreich und Ostfrankreich. Seit 2010 gab es laut RKI in jedem Jahr mehr als 30 - im Jahr 2015 sogar fast 50 - Fälle von alveolärer Echinokokkose, wie die vom Fuchsbandwurm ausgelöste Krankheit beim Menschen heißt.
Infizierte Menschen haben zunächst keine Beschwerden oder Schmerzen, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erklärt. "Der Erreger befällt unbemerkt die Leber, in der sich die Larven des Bandwurms entwickeln." Manchmal würden auch die Lunge oder - seltener - das Gehirn befallen. "Die Larven wachsen sehr langsam und zerstören tumorartig das Organ." Bis die ersten Symptome auftauchen, könne es mehr als zehn Jahre dauern.
Noch vor 30 Jahren galt eine Ansteckung mit dem Erreger als Todesurteil. Heute gibt es Medikamente, die den Erreger in Schach halten, eine vollständige Heilung ist aber noch nicht möglich, wie Professor Klaus Brehm vom Institut für Hygiene am Uniklinikum Würzburg jüngst im Bayerischen Rundfunk erklärte. "Die Medikamente können das Wachstum der Larve im Körper des Menschen eindämmen, sind aber nicht in der Lage, das Larvengewebe abzutöten, so dass Patienten die Arznei ein Leben lang nehmen müssen."
Die geschlechtsreifen, drei bis vier Millimeter langen Würmer leben im Darm von Fleischfressern, in Europa vor allem von Rotfuchs, Marderhund und seltener auch bei Hund und Katze, wie das Friedrich-Loeffler-Institut erläutert. Die Tiere scheiden mit dem Kot die reifen Eier aus. Diese seien gegenüber Umwelteinflüssen sehr resistent, könnten unter günstigen Bedingungen mehrere Monate infektiös bleiben. Ein Abtöten der Eier sei nur durch kurzes Abkochen oder ein mehrere Tage dauerndes Einfrieren bei minus 80 Grad möglich.
Der Übertragungsweg des Fuchsbandwurms auf den Menschen ist nach LGL-Angaben noch nicht richtig erforscht. Eine Übertragung von einem Haustier auf den Menschen sei weltweit bisher noch in keinem Fall nachgewiesen worden, dennoch könne eine Übertragung vom Hund nicht ausgeschlossen werden. Daher sollten Hunde, die herumstreunen und Mäuse jagen, regelmäßig auf Bandwürmer untersucht und entwurmt werden. Bei Katzen besteht nach Angaben der Behörde nur ein geringes Übertragungsrisiko, weil sie eine geringere Empfänglichkeit für den Fuchsbandwurm haben und im Falle einer Infektion sehr viel geringere Eizahlen ausscheiden.
Das Sammeln von Beeren oder Pilzen sei in keiner Studie als Risikofaktor identifiziert worden. Man müsse mehrere Hundert Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen, um sich zu infizieren, sagte Biologe Brehm. "Je höher eine Beere am Strauch hängt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Beere mit Fuchskot in Verbindung kommt. Das heißt, die Beere muss schon erkennbar mit Fuchskot verunreinigt sein und kaum jemand wird so eine Beere essen", betonte Brehm.
Auch das Ansteckungsrisiko von Stadtfüchsen sollte ernst genommen werden. Bei regelmäßigem Fuchsbesuch im Garten, so die bayerische Gesundheitsbehörde, sei es ratsam, den Fuchskot mit einer umgestülpten Plastiktüte konsequent vom Grundstück abzusammeln. Einer Untersuchung des Bayerischen Jagdverbands (BJV) und des LGL aus dem Jahr 2013 zufolge sind 27 Prozent der Tiere, also gut jeder vierte Fuchs, mit dem Parasit befallen.