Die Stiftung Kindergesundheit warnt pünktlich zum bevorstehenden Fest: "Festliches Grün, Batterien und Kerzen können für kleine Kinder gefährlich werden."
Die "stille Zeit" von Advent und Weihnachten kann mancherorts recht laut werden: In den neun Giftinformationszentren Deutschlands muss erfahrungsgemäß mit dem gehäuften Schrillen der Alarmtelefone gerechnet werden, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Es steigt die Zahl der besorgten Anfragen, weil Kinder an den Pflanzen und Beeren der dekorativen Kerzenbestecke und Adventskränze geknabbert oder andere weihnachtstypische Dinge in den Mund gesteckt haben.
Zum Glück kommt es nur selten zu einer ernsthaften Schädigung, dennoch sollten Eltern und Großeltern die Neugier und den Unternehmungsgeist kleiner Kinder nicht unterschätzen und auch ihre Fähigkeit berücksichtigen, durch Klettern an scheinbar Unerreichbares zu gelangen.
Am stärksten gefährdet sind Babys und Kleinkinder unter sechs Jahren, sagte die Stiftung Kindergesundheit. Nach Haushaltprodukten und Medikamenten stehen Pflanzen und Pflanzenteile auf Platz 3 der Substanzen, die zu den meisten Anfragen von Eltern dieser Altersgruppe in den Giftinformationszentren führen. In vielen Fällen werden die bunten Früchte, seltener die Blätter und andere Pflanzenteile angebissen oder verschluckt.
Die Aufzählung von Pflanzen, deren Bestandteile in der Adventszeit zu den häufigsten Anfragen bei den VergiftungsexpertInnen führen, liest sich wie ein Rundgang durch einen Blumenladen im Winter und reicht von Amaryllis über Christrose bis zum Weihnachtsstern. Auch die Arrangements und Trockengestecke enthalten neben harmlosen Pflanzen häufig Giftpflanzen, die für Kleinkinder (und auch Haustiere) eine gewisse Gefahr bedeuten, berichtete die Stiftung Kindergesundheit weiter.
Wohl am Bekanntesten ist die Giftigkeit der Eibe (Taxus baccata). Ihre Zweige werden oft wegen ihrer Ähnlichkeit mit Tannenzweigen verwendet, zudem haben sie schönere, dunkelgrüne, glänzende Nadeln und sind viel länger haltbar. Am giftigsten sind die Nadeln und Zweige: Bei einer schweren Eiben-Vergiftung kommt es zu Schwindel, Übelkeit, Leibschmerzen, Bewusstlosigkeit und sogar zum Tod durch Atemlähmung und Herzstillstand. Zum Glück sind die Nadeln für Kinder nicht sehr attraktiv, sodass höchstens kleine Mengen eingenommen werden.
Hochgiftig sind auch Paternostererbsen (Abrus precatorius), die ab und zu in Trockengestecken zu sehen sind. Schon das Zerkauen von zwei solcher Erbsen kann tödlich sein. Die Symptome einer schweren Vergiftung sind Erbrechen und Durchfall, die Folgen reichen von Nierenschäden, Krampfanfällen, Lähmungen und Tod durch Atemlähmung. Von der Verwendung dieser Pflanze in Trockengestecken wird deshalb dringend abgeraten.
Lange Zeit herrschte Unklarheit über die Giftigkeit der beliebten Weihnachtssterne (Euphorbia pulcherrima). Nach aktuellen Angaben des gemeinsamen Giftinformationszentrums der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Erfurt sind jedoch mittelschwere Vergiftungen möglich. Der Weihnachtsstern gehört zu den Wolfsmilchgewächsen und führt nach Verschlucken zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Gelangen Spritzer seiner Saft oder Pflanzenteile ins Auge, kann es zu schweren Entzündungen bis hin zur Erblindung kommen. Eltern mit Kleinkindern sollten deshalb erwägen, auf den Weihnachtsstern lieber zu verzichten, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit.
Andere beliebte Pflanzen der festlichen Jahreszeit sind zwar lange nicht so gefährlich, können jedoch zu erheblichen Beschwerden führen. Hier einige Beispiele:
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, potenziell gefährliche Pflanzen außer Reichweite der Kinder aufzustellen. Selbst beim leisesten Verdacht, das Kind könnte gefährliche Mengen einer giftigen Substanz eingenommen haben, sollte man auf keinen Fall erst auf eventuelle Anzeichen einer Vergiftung warten, sondern sofort handeln. Das heißt: Sich so schnell wie möglich mit einer Kinderärztin/-arzt oder mit einer der Giftinformationszentren in Verbindung setzen und den Namen der Pflanze nennen. Notfalls kann nach telefonischer Absprache auch ein Foto an das Giftinformationszentrum gesendet werden. Die Berater können den anrufenden Eltern meist sofort sagen, ob eine akute Gefahr besteht und was gegebenenfalls zu unternehmen ist.
Noch riskanter als winterliche Pflanzen erweisen sich die Knopfbatterien, die zum Betrieb der vielen elektronischen Weihnachtsgeschenke benötigt werden, betonte die Stiftung Kindergesundheit. Bleibt eine verschluckte Knopfzelle in der Speiseröhre des Kindes stecken, besteht nicht nur Erstickungsgefahr: Durch den Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten kann es zu schwerwiegenden Verätzungen kommen.
Besonders groß ist das Risiko für Kleinkinder beim Verschlucken von großen Knopfzellen (über 20mm), da ein Steckenbleiben in der engen kindlichen Speiseröhre dann besonders wahrscheinlich ist. Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt deshalb: Hat das Kind eine Knopfbatterie verschluckt, sollte das Kind sofort in der Notaufnahme einer Kinderklinik vorgestellt werden.