In der freien Wirtschaft ist der Pay-Gap zwischen Frauen und Männern ein bekanntes Thema. Aber wie verhält sich die Situation beim Gehalt innerhalb der Ärzteschaft? Untersuchungen zeigen: Es handelt sich um ein strukturelles Problem.
In der freien Marktwirtschaft stellen Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern ein immer wiederkehrendes Hot Topic dar. Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen ist der Pay-Gap kein unbekanntes Problem. Die Ärzte Zeitung berichtete von einem Gehaltsunterschied von 20% zwischen Männern und Frauen im Gesundheitssektor im Jahr 2019.
Besonders im wirtschaftlichen Sektor - vor allem in der medizinischen Hochschullandschaft - tritt der Pay-Gap immer wieder zu Tage. Eine Studie des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW zeigt, dass die nordrhein-westfälischen Hochschulen mit medizinischem Schwerpunkt im Hinblick auf Gehaltsunterschiede führend sind: Professorinnen verdienten hier durchschnittlich 994€ weniger pro Monat als ihre männlichen Kollegen. Die Studie belegte auch, dass Professuren vorwiegend von Männern besetzt werden, während im Medizinstudium und unter Promovierenden der Frauenanteil höher ist.
Besonders im wirtschaftlichen Sektor - vor allem in der medizinischen Hochschullandschaft - tritt der Pay-Gap immer wieder zu Tage. Eine Studie des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW zeigt, dass die nordrhein-westfälischen Hochschulen mit medizinischem Schwerpunkt im Hinblick auf Gehaltsunterschiede führend sind: Professorinnen verdienten hier durchschnittlich 994€ weniger pro Monat als ihre männlichen Kollegen. Die Studie belegte auch, dass Professuren vorwiegend von Männern besetzt werden, während im Medizinstudium und unter Promovierenden der Frauenanteil höher ist.
Grundsätzlich, so Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, gäbe es in der Medizin bei gleicher Qualifikation keinen Unterschied im Medizinergehalt, sondern eher strukturelle Ungleichheiten. So nennt Dr. Groß der Ärzte Zeitung gegenüber die Auswahl der medizinischen Fächer als einen möglichen Grund für einen Pay-Gap: "Frauen arbeiten häufiger in sogenannten weichen Fächern, zu denen unter anderem Psychotherapie, Psychiatrie, Kinderheilkunde und auch Allgemeinmedizin gehören." Männer seien hingegen häufiger in Bereichen der technischen Medizin, wie der Radiologie oder Labormedizin, vertreten. Darüber hinaus sieht Dr. Groß im ambulanten Bereich unterschiedliche Verhaltensmuster der Geschlechter als zusätzlichen Faktor für Gehaltsunterschiede: "Frauen nehmen sich mehr Zeit für die Kommunikation. Dies wiederum wird in unserem Gesundheitswesen nicht honoriert, obwohl es Untersuchungen gibt, dass chronisch Kranke davon profitieren."
Strukturelle Ungleichheiten sind ein wesentlicher Faktor für Gehaltsunterschiede in der freien Wirtschaft. Laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes für 2020 seien Frauen - auch in der Medizin - überwiegend in Teilzeit beschäftigt. So war im Jahr 2018 fast jede zweite erwerbstätige Frau (47%) zwischen 20 und 64 Jahren in Teilzeit tätig, unter den Männern hingegen lediglich 9%. Als Hauptgründe für die Arbeit in Teilzeit wurden die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen (31%) bzw. andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen (17%) genannt.
Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) weist darauf hin, dass besonders in der Corona-Krise viele der Probleme um das Thema Pay-Gap verstärkt offengelegt würden und die Pandemie als Erklärung für viele Verzögerungen genutzt werde, um Maßnahmen nicht mehr in der laufenden Legislaturperiode abschließen zu müssen. Daher stellt der DÄB vor allem zwei Forderungen an die Politik: Arbeitsbedingungen und Karrierechancen von Frauen in Gesundheitsberufen zu verbessern und die Genderforschung in medizinischen sowie sozialen Fragen zu intensivieren. Dr. Groß merkt an: "Im deutschen Gesundheitswesen arbeiten zu 75 Prozent Frauen. Es ist zu befürchten, dass die Coronakrise für die Frauen nicht nur eine vorübergehende Zusatzbelastung mit Familienaufgaben bedeutet. Corona könnte grundsätzliche Rückschritte bei der Gleichstellung mit sich bringen, wenn die Entscheidungsträger nicht umgehend gegensteuern."
Grundsätzlich lässt sich im Gesundheitswesen eine wechselseitige Entwicklung beobachten: Obwohl über 70 Prozent aller angehenden ÄrztInnen an medizinischen Fakultäten Frauen sind, sind immer weniger Frauen in ärztlichen Führungspositionen zu sehen. Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Vizepräsidentin des DÄB und Leiterin der Untersuchung Women on Top, merkt an: "Der deutschlandweite Durchschnitt an Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin liegt gerade mal bei zehn Prozent und Oberärztinnen sind bundesweit in der universitären Medizin mit 31 Prozent vertreten. Dass aber nur sehr wenig Frauen auf Lehrstühlen, in Klinikdirektionen oder Abteilungsleitungen landen, ist einer breiten Öffentlichkeit bisher kaum bekannt." Grundlagen für eine "Männerquote", wie sie von einigen männlichen Kollegen gefordert wird, sieht Dr. med. Christiane Groß bei weitem nicht: "Bleiben wir realistisch: Bundesweit beträgt derzeit der Frauenanteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte rund 45 Prozent – hochgerechnet anhand der bisherigen Steigerungsraten werden Ärztinnen in Kliniken und Praxen also frühestens in etwa zehn Jahren entsprechend ihrem Anteil in der Bevölkerung vertreten sein".
Welche Maßnahmen könnten also dazu beitragen, eine Frauenquote in Führungspositionen realistisch umzusetzen und somit auch dem Gender-Pay-Gap entgegenzuwirken? Im Interview mit dem Portal finanzen erläutert Dr. Groß einen Vorschlag des Deutschen Ärztinnenbundes: "Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. sieht als wirkungsvolle Mechanismen, den ungleichen Karrierechancen entgegenzuwirken, eine bessere Betreuungssituation für die Kinder von Ärztinnen und Ärzten sowie der Möglichkeit, Oberarzt- oder gar Chefarztpositionen in Teilzeit ausüben zu können. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hält viele junge Ärztinnen - aber auch Ärzte - davon ab, die Karriereleiter hinaufklettern zu wollen beziehungsweise zu können."