Gentherapie in der Behandlung seltener, rezessiver, retinaler Erkankungen

Mit der Gentherapie steht der Humanmedizin zukünftig eine neue Option in der Behandlung sonst unheilbarer seltener Erkrankungen zur Verfügung. Die aktuell noch in den Kinderschuhen steckende ophthalmologische Gentherapie besitzt das Potenzial, die ophthalmologische Therapieoptionen auf ein neues Level zu bringen.

Ophthalmo Update 2017: Mit neuen ophthalmologischen Therapieoptionen in die Zukunft

Mit der Gentherapie steht der Humanmedizin zukünftig eine neue Option in der Behandlung sonst unheilbarer seltener Erkrankungen zur Verfügung. Die aktuell noch in den Kinderschuhen steckende ophthalmologische Gentherapie besitzt das Potenzial, die ophthalmologische Therapieoptionen auf ein neues Level zu bringen. Bisher wurde in der Augenheilkunde kein Gentherapeutikum zugelassen.

Nach Meinung von Prof. Dr. med. Dr. phil. D. Fischer könnte sich dies für Patienten mit Leber’schen kongenitalen Amaurose (LCA) im Jahr 2018 ändern. Die LCA ist eine kongenitale Funktionsstörung des retinalen Pigmentepithels. Sie stellt eine Gruppe verschiedener Netzhaut-Aderhaut-Dystrophien dar. Die LCA verursacht über 10% der Erblindungsfälle. Hoffnung gibt, die von Russel et al. publizierte Gentherapie, die von dem Advisory Board der US Food and Drug Administration (FDA) als sicher und wirksam befunden wurde.

Das Einbringen therapeutischer Nukleinsäuren in eine Körperzelle eines erkrankten Patienten wird als Gentherapie bezeichnet. Das Protein, dass von dieser Nukleinsäure kodiert wird, besitzt therapeutische Wirkung für die Körperzelle und hilft ihr dem Krankheitsmechanismus entgegenzuwirken. Der LCA Typ 2 liegt ein Defekt des RPE65-Gens zugrunde. Dies führt zu einem Mangel des Schlüsselenzyms im Stoffwechsel des Sehpigments Retinoid-Isomerohydrolase. Das Resultat ist eine Degeneration des retinalen Pigmentepithels. Durch Gentherapie kann bei LCA Typ 2 Patienten der Sehpigment-Stoffwechsel wiederhergestellt werden. Das Ziel der Gentherapie von LCA Typ 2 Patienten ist der Erhalt der Sehkraft und das Aufhalten des natürlichen Krankheitsverlaufs.

Menschliches Auge eignet sich ideal für Gentherapie

Durch das kleine, abgegrenzte Volumen eignet sich das menschliche Auge ideal für eine gezielte gentherapeutische Anwendung. Das Immunprivileg des Auges limitiert die Immunantwort nach Einbringen des viralen Vektors. Als Vektor für den Gentransfer dient der Adenovirus (Risikogruppe 1). Die subretinale Injektion induziert eine neurosensorische Abhebung und dient der Gentherapie von Photorezeptoren und RPE-Zellen. Der virale Vektor kann direkt subretinal injiziert oder in einem 2-Schrittverfahren appliziert werden.

2-Schrittverfahren der Gentherapie am menschlichen Auge

In einer 23-G-Pars-plana-Vitrektomie wird vor der Injektion (41-G-Kanüle) des viralen Vektors samt gesunden Allels eine subretinale Probeinjektion (41-G-Kanüle) mit einer gepufferten Salzlösung durchgeführt. Hierdurch wird ein ,"bleb" zwischen der Photorezeptorschicht und dem RPE erzeugt. In diesen ,"bleb" wird der gentherapeutisch relevante virale Vektor injiziert. Er dockt an die defekten Photorezeptoren an und schleust das gesunde Allel in die Zielzelle ein. Ist die Zielstruktur der Gentherapie die Ganglienzellschicht, so reicht eine intravitreale Injektion aus. Aktuell arbeitet Prof. Dr. med. Dr. phil. D. Fischer an der Gentherapie der Erbkrankheiten Achromatopsie, Chorioideremie und Retinitis Pigmentosa. Mit Hoffnung sehen wir weiteren Studienergebnissen entgegen.

Referenz:
Fischer, D. Dr. med. Dr. phil., Symposium "Hot Topic: Gentherapie in der Augenheilkunde", Ophthalmo Update 2017, 24. November 2017.