Texten beim Gehen gilt heutzutage oft als das neue "drunk driving" – nicht zu Unrecht, wie eine amerikanische Studie zeigt. Hier untersuchte das Forschungsteam in einem 20-jährigen Untersuchungszeitraum die Prävalenz Mobiltelefon-verursachter Verletzungen im Kopf- und Nackenbereich.
Schnell noch eine Nachricht verschicken oder die Mails auf dem Weg nach draußen checken, schon ist der Schaden angerichtet: Das Verletzungsrisiko beim Tippen auf dem Smartphone beim Gehen ist laut Ergebnissen einer aktuellen amerikanischen Studie nicht zu unterschätzen. Das Forschungsteam um Roman Povolotskiy wertete im Rahmen der Arbeit Gesundheitsdaten aus Notaufnahmen vom Januar 1998 bis zum Dezember 2017 aus, um einen Überblick über Mobiltelefon-verursachte Kopf- und Nackenverletzungen zu erhalten.
Dabei fanden die ForscherInnen heraus, dass sich im Studienzeitraum 2.501 Personen im Alter zwischen 13 und 29 Jahren bei Mobiltelefonnutzung Verletzungen am Kopf oder im Nackenbereich zuzogen. Hochgerechnet auf die amerikanische Gesamtbevölkerung gingen die WissenschaftlerInnen von einer nationalen Gesamtzahl von 76.043 Personen mit ähnlichen Verletzungen aus. Bei einem Drittel der Verletzungen waren Kopf und Hals betroffen, bei einem weiteren Drittel das Gesicht und bei 12% der untersuchten PatientInnen lagen Nackenverletzungen vor.
Die StudienautorInnen merken an: "Die am häufigsten gestellten Diagnosen waren in diesen Fällen Platzwunden (26,3%), Prellungen und Hautabschürfungen (24,5%) und innere Verletzungen (18,4%)." PatientInnen im Alter zwischen 13 und 29 Jahren waren am häufigsten von diesen Verletzungen betroffen.
"Die Anzahl der Mobiltelefon-verursachten Verletzungen ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich angestiegen. Viele der untersuchten Unfälle sind klar auf Ablenkung zurückzuführen. Bei den meisten Fällen handelt es sich zwar um gewöhnliche Vorfälle, aber bei einigen Verletzungen besteht ein deutliches Risiko für langfristige Folgen", fügten die WissenschaftlerInnen hinzu.
Das Team hofft mit den Erkenntnissen zu Präventionsstrategien gegen Verletzungen bei der Nutzung von Smartphones in der Öffentlichkeit beitragen zu können: "Viele der untersuchten Verletzungen gingen Hand in Hand mit ganz gewöhnlichen Ereignissen, wie Texten beim Gehen. Wir müssen den Leuten bewusster machen, wie schnell Unaufmerksamkeit zu ernsthaften Verletzungen führen kann."
Nach Wissen der AutorInnen handelt es sich bei ihrer Studie um die erste Arbeit, die den Zusammenhang von Mobiltelefonnutzung und Verletzungen im Kopf- und Nackenbereich genauer untersucht. Sie fügen allerdings hinzu, dass die von ihnen genutzte Datenbank keinerlei Informationen zu Krankheit oder anderen zu berücksichtigenden Gesundheitsfaktoren der PatientInnen lieferte.
Quelle:
Povolotskiy R et al., Head and Neck Injuries Associated With Cell Phone Use. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2019; doi:https://doi.org/10.1001/jamaoto.2019.3678