Die Personalien infolge der Bluttest-Affäre an der Heidelberger Uniklinik häufen sich. Jetzt wirft das Spitzenpersonal das Handtuch. Nur der Hauptverantwortliche für die Krise wankt und weicht nicht.
Die Affäre um Bluttests für Brustkrebs an der Universitätsklinik Heidelberg zieht weitere personelle Veränderungen nach sich. Betroffen ist jetzt die Hausleitung. Die Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, Annette Grüters-Kieslich, und die Kaufmännische Direktorin, Irmtraut Gürkan, legen ihre Ämter vorzeitig nieder. Diese Schritte machten den Weg frei für einen Generationswechsel an der Spitze des Universitätsklinikums, wie der Aufsichtsrat mitteilte. Gürkan will zum 31. Juli ihren Posten räumen, Grüters-Kieslich zum 31. Oktober. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) zollte den beiden Frauen Respekt. Sie ermöglichten der Uniklinik den aus ihrer Sicht notwendigen Neuanfang.
Hintergrund ist die verfrühte Präsentation eines Bluttests für Brustkrebs durch den Chef der Frauenklinik, Christof Sohn, der ihm herbe Kritik der Fachwelt eingebracht hatte. Ministerin Bauer, die im Wissenschaftsausschuss des Landtags scharf mit Sohn ins Gericht gegangen war, sagte: "Was die Hauptverantwortung für den angekündigten Brustkrebs-Bluttest von HeiScreen und damit den Leitungs- und Budgetverantwortlichen für das entsprechende Forschungsprojekt angeht, ist es an der Universitätsleitung und am Vorstand des Universitätsklinikums, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen." Beamten- und disziplinarrechtliche Konsequenzen prüft die Universität derzeit.
Gürkan betonte, dass die Strukturen und Prozesse des Universitätsklinikums Heidelberg, vor allem in Hinblick auf seine Töchter und Ausgründungen, deutlicher definiert werden müssen. "Eine konstruktive Aufarbeitung bedingt eine vertrauensvolle enge Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat. Diese ist nicht mehr möglich." Damit spielt sie auf das undurchsichtige Unternehmensgeflecht rund um den Bluttest an. Die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt in dem Fall. Als mögliche Straftatbestände werden Kursmanipulation und Insiderhandel mit Aktien genannt. Das Universitätsklinikum Heidelberg hatte wegen Anzeichen eines unlauteren Vorgehens bei der Entwicklung und Ankündigung des potenziellen Bluttests Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Grüters-Kieslich bescheinigte dem Vorstand, in der Krise "nicht konzertiert genug agiert" zu haben. Ein schlichtes "Weiter-so" dürfe für das Universitätsklinikum Heidelberg nicht in Betracht kommen. Strukturreformen seien die wichtigste Aufgabe des neuen Leitungsgremiums.