HIV-Infektion: Schlaflosigkeit erhöht Risiko für Typ-2-Herzinfarkt

HIV-Infizierte leiden häufig unter Schlafstörungen, die wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Eine Analyse von Patientengruppen der CNICS ergab, dass sich bei Patienten mit belastenden Insomnien insbesondere das Risiko für einen Typ-2-Myokardinfarkt erhöht.

Bei zwei Myokardinfarkt-Typen unterscheiden

HIV-Infizierte leiden häufig unter Schlafstörungen, die wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Eine Analyse von Patientengruppen der CNICS ergab, dass sich bei Patienten mit belastenden Insomnien insbesondere das Risiko für einen Typ-2-Myokardinfarkt erhöht. Dies berichtete  Bridget M. Whitney, University of Washington, Seattle (USA), bei der virtuellen CROI im März 2020.

HIV-Infizierte leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger an Schlafstörungen. Eine Insomnie ist mit einem höheren Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen assoziiert und könnte eine Rolle bei der erhöhten Herzinfarktrate spielen, die bei HIV-Infizierten beobachtet wird.

Beim Myokardinfarkt (MI) kann man nach Aussage von Whitney zwei Typen unterscheiden, und zwar den Typ-1-MI, der durch die Ruptur einer atherothrombotischen Plaque ausgelöst wird, und den Typ-2-MI, der auf einer gestörten Versorgung z. B. aufgrund einer Sepsis oder von Cocain-Gebrauch beruht. Typ-2-MI scheinen bei HIV-Infizierten häufiger zu sein.

Dies wurde mit Hilfe von den Patientengruppen der Centers for AIDS Research Network of Integrated Clinical Systems (CNICS) näher untersucht. Von diesen Gruppen liegen klinische Daten, von den PatientInnen berichtete Outcomes (PRO) und zentral beurteilte Daten zu Myokardinfarkten mit Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-MI vor. Whitney und ihr Team untersuchten mit Cox-Modellen die Assoziation zwischen Insomnie und erstem Myokardinfarkt und dem MI-Typ.

Bei 11.189 HIV-Infizierten im Alter von 43 Jahren mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 4,3 Jahren waren Schlafstörungen mit 57% (n = 6.405) häufig. Davon litten 48% (n = 5.415) unter belastenden Insomnien. Dies bedeutet, dass in diesen Kohorten gut die Hälfte der Testpersonen unter Schlafstörungen litt, was mit der in der Literatur berichteten Prävalenz von 50 bis 70% übereinstimmt.

Insgesamt traten 241 Herzinfarkte auf, wovon 141 dem Typ 1 und 100 dem Typ 2 zugeordnet werden konnten. Von den PatientInnen mit belastender Insomnie erlitten 66 (47%) einen Typ-1-MI und 59 (59%) einen Typ-2-MI.

Bei HIV-Erkrankten mit Typ-1-MI konnte keine Assoziation mit der Insomnie gezeigt werden (Hazard-Ratio 0,93), während das Risiko für einen Typ-2-MI bei Insomnie signifikant erhöht war (Hazard-Ratio 1,53, p = 0,04). Typ-2-MIs werden durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst, häufigste Ursache in dieser Kohorte von 100 Typ-2-MIs waren Sepsis oder Bakteriämie (35%), nur 8% waren auf Cocain- oder Drogengebrauch zurück zu führen.

Diese Befunde legen nahe, dass insbesondere bei HIV-Infizierten mit Herzinfarkt unterschieden werden muss, ob ein Typ-1- oder Typ-2-MI vorliegt. In weitere Untersuchungen muss der Mechanismus dieser Assoziation geklärt werden.

Quelle:
Whitney BM, et al. Insomnia and risk of incident myocardial infarction among people living with HIV. Virtual CROI 2020, Abstract 644. http://www.croiconference.org/sessions/insomnia-and-risk-incident-myocardial-infarction-among-people-living-hiv