Immer weniger Corona-Testzentren in Deutschland

Wer einen Corona-Test braucht, muss sich auf längere Wege einstellen. Viele Betreiber entschlossen sich in den vergangenen Wochen zur Schließung von Teststellen oder beabsichtigen dies zu tun.

Allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 600 Testzentren weniger

Wer einen Corona-Test braucht, muss sich auf längere Wege einstellen. Viele Betreiber entschlossen sich in den vergangenen Wochen zur Schließung von Teststellen oder beabsichtigen dies zu tun.

In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel ging die Zahl der Testzentren zuletzt binnen vier Wochen um 640 auf 8.127 zurück, Ende Mai waren es noch 9.064. In anderen Bundesländern war es ähnlich. In Niedersachsen sind laut dortigem Ministerium derzeit 2.093 Testzentren aktiv, gut 600 sind in einem Meldeportal mit "außer Betrieb" aufgeführt. Grund ist die perspektivisch sinkende Nachfrage, weil es immer mehr Geimpfte gibt. Zudem sind die Tests ab  11. Oktober nicht mehr kostenlos. Man werde "dynamisch auf Veränderungen" reagieren, hieß es vom Betreiber Covimedical.

Kurzfristig zog die Coronatest-Nachfrage unlängst mancherorts aber an, etwa in NRW. Das lag auch an Urlaubern, die zum Beispiel vor der Rückkehr an ihren Arbeitsplatz einen Test machen mussten. Zudem sehen neue Regeln vor, dass Menschen, die nicht geimpft sind und nicht als genesen gelten, beim Besuch der Innengastronomie ein negatives Testergebnis brauchen. Spätestens im Oktober, wenn die Bürger für die Tests zahlen müssen, dürfte sich der Bedarf aber abschwächen. In Niedersachsen sank die Zahl der Testungen während der dort noch laufenden Sommerferien deutlich.

Zahlreiche Firmen reduzieren Anzahl der Testzentren oder schließen sie ganz

Bereits in der vergangenen Woche hat die Drogeriemarktkette dm die Schließung ihrer derzeit noch rund 200 Teststellen zum 30. September bekanntgegeben. Das Unternehmen begründete dies mit gesunkener Nachfrage und der Abschaffung der kostenlosen "Bürgertests" im Oktober. Andere Anbieter wie Ecolog mit rund 500 Testzentren in Deutschland wollen vorerst keine Reduzierungen des Angebots vornehmen. Zugleich betont die Firma, dass man das Pandemiegeschehen und den politischen Kurs aufmerksam verfolge.

In dem Coronatest-Geschäft mischten neben Arztpraxen auch Apotheken lange Zeit kräftig mit. Doch im Laufe des Sommers entschlossen sich einige Apotheken, keine Testung mehr anzubieten. Zwar sind auf www.mein-apothekenmanager.de derzeit etwa 5.000 Coronatest-Apotheken registriert und damit gleich viele wie im Juni. Allerdings waren damals nach Angaben eines Sprechers der Apotheken-Bundesvereinigung Abda viele Apotheken noch nicht auf dem Portal eingetragen - die tatsächliche Zahl dürfte damals also höher gewesen sein. Inzwischen seien fast alle Schnelltest-Apotheken auf der Webseite angegeben. Daraus ergibt sich, dass zahlreiche Apotheken ihre Testmöglichkeiten inzwischen runtergefahren haben.

Firmen setzen nun auf PCR-Tests

Die Betreiberfirmen, die am Markt bleiben wollen, betonen unterdessen die Wichtigkeit ihres Geschäfts. "Wir sehen Tests weiterhin als einen wichtigen Baustein bei der Bekämpfung der Pandemie an", sagt Covimedical-Chef Christoph Neumeier. Man fokussiere sich inzwischen auf PCR-Tests, die zuverlässiger seien als Antigen-Schnelltests. Neumeier setzt darauf, dass die Abschaffung kostenloser Tests noch zurückgenommen wird. "Wir sind überzeugt, dass auch die Politik bei weiter steigenden Inzidenzen einsehen wird, dass wir trotz höherer Impfraten weiter bezahlbare oder kostenlose flächendeckende Tests brauchen werden, um die Sicherheit zum Beispiel bei Veranstaltungen, in Schulen, Altersheimen oder während Reisen zu gewährleisten." Dafür sei "weiterhin eine reibungslos funktionierende Infrastruktur" nötig.

Zu den Betreibern von Corona-Teststellen gehört auch das Unternehmen Centogene, das an sechs deutschen Flughäfen präsent ist, darunter Frankfurt, München und Düsseldorf. Außerdem gibt es vier Testzentren in Städten wie Rostock. Seit dem Frühjahr sei die Zahl der durchgeführten PCR-Tests um etwa die Hälfte gesunken, sagt Vorstandsmitglied Volkmar Weckesser. Centogene bietet PCR-Tests an und laborbasierte Antigen-Schnelltests, die nicht gratis sind. Seit dem Frühjahr hat die Firma zwei Testzentren zugemacht, weitere Schließungen soll es vorerst nicht geben. "Wir beobachten das Marktgeschehen genau", sagt Weckesser. Die Perspektiven seien gut: Die Zahl der Geschäftsreisenden werde steigen, also auch der Bedarf.