Bisher war das Impfen ohne eine Nadel kaum vorstellbar. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn der University of Sydney ist es gelungen, ein Instrument zu entwickeln, mit dem schmerzlos geimpft werden kann. Gleichzeitig lassen sich damit die Kosten drastisch senken, da keine Kühlkette für den Impfstoff mehr benötigt wird.
Forscher der University of Sydney testen die Marktreife einer Vorrichtung, die für große Unruhe im 30-Milliarden-Dollar-Impfgeschäft sorgen könnte: Die Besonderheit des Produktes besteht darin, dass beim Impfen keine Nadeln genutzt werden und auch die Notwendigkeit der kühlen Lagerung der Impfstoffe entfällt.
Bei dem Instrument handelt es sich um einen Chip, ein "MAP“ oder auch "Micro-projection Array Patch". Es beträgt nur einen Quadratzentimeter aus biomedizinischem Polymer-Material. Damit ist es kleiner als eine Briefmarke! Darin eingebettet sind 5.000 in Impfstoff gehüllte "Mikro-Projektionen", welche durch die äußerste Schicht der Haut hindurch die Impfstoffe direkt zu Tausenden von Hautzellen transportieren. Das Ergebnis ist eine effizientere Impfung, welche keiner Kühlung der Impfstoffe bedarf, wie das etwa noch bei der altmodischen Methode mit Nadel und Spritze der Fall ist.
"Impfstoffe mithilfe dieser Technologie bereitzustellen, ist sehr viel günstiger und einfacher als flüssige Impfstoffe, die kühl gelagert werden müssen", erklärt Cristyn Davies von der University of Sydney. "Dies wäre ein entscheidender Vorteil in abgelegenen Gebieten, etwa auch in Entwicklungsländern, wo die Verfügbarkeit von Kühlschränken für die Impfstoffe nicht immer gegeben ist."
Zusätzlich könnte der innovative Patch auch dafür sorgen, dass die Impfrate steigt. Denn wenigstens zehn Prozent der Befragten gaben an, eine Grippe-Impfung zu vermeiden, da sie sich vor der Nadel fürchten. Zudem schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass pro Jahr etwa 1,3 Millionen Todesfälle auf Verletzungen durch die Nadel und eine dadurch entstandene Infektion zurückzuführen sind.
Der Patch wird mithilfe eines wegwerfbaren Applikators an der Haut angebracht, welcher das Produkt enthält und eine verlässliche Zustellung der Impfstoffe garantiert.
Eine von der WHO unterstützte Studie zur Verwendung des Applikators für Impfungen gegen Poliomyelitis in Benin, Nepal und Vietnam lieferte wertvolle Informationen, um den Patch weiterzuentwickeln und anschließend auch vermarkten zu können. "Unsere Forschung konzentriert sich derzeit darauf, wie er von Patienten und Anwendern wahrgenommen wird", erklärte Cristyn Davies weiter.
Professor Rachel Skinner erläuterte, dass es sich z. B. bei Australien um einen gut entwickelten, reifen Impf-Markt handelt. "Was sich die Hersteller von Impfstoffen von der Nutzung des Patches und dessen Annahme durch die Patienten und auch die Hersteller erhoffen, unterscheidet sich in den Industrieländern dramatisch von der Lage in Entwicklungsländern", sagt sie.
Die Forscher werden den Patch in verschiedenen Situationen und bei verschiedenen Altersgruppen testen, am Arbeitsplatz und mit Hausärzten. Die Ergebnisse werden anschließend mit den Resultaten von früheren Studien der Weltgesundheitsorganisation verglichen, um die Anforderungen dann in verschiedenen Märkten abzuschätzen.