Durch eine individualisierte Ernährung nehmen KlinikpatientInnen nicht nur mehr Proteine und Kalorien zu sich, sondern es verbessern sich auch die klinischen Ergebnisse einer Behandlung. Das zeigt eine aktuelle Studie aus der Schweiz.
Wer wegen einer Erkrankung nicht mehr richtig essen und trinken kann, läuft Gefahr, zu wenig Proteine und Energie zu sich zu nehmen. In den medizinischen Abteilungen von Krankenhäusern ist von diesem Phänomen über ein Drittel der stationären Patienten und Patientinnen betroffen.
Durch eine Mangelernährung verschlechtert sich nicht nur die Lebensqualität der hospitalisierten PatientInnen, sondern sie wirkt sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf aus, steigert das Risiko für Komplikationen und erhöht die Sterberate.
Besteht die Gefahr für Ernährungsdefizite, empfehlen Leitlinien eine individuell angepasste Ernährung, um die Versorgung mit Proteinen und Kalorien sicherzustellen. Mögliche Massnahmen reichen von einem Ernährungsplan über die Nährstoffzufuhr mittels Sonde bis zu einer intravenösen Ernährung.
Da bisher aussagekräftige Studien fehlten, war lange unklar, ob sich ein individuelles Ernährungsmanagement bei kranken Patienten tatsächlich positiv auswirkt, zumal auch eine Ernährungsunterstützung unerwünschte Nebenwirkungen haben kann.
In einer klinischen Studie mit über 2.000 Patientinnen und Patienten in acht Schweizer Spitälern haben Forschende nun den Nutzen einer solchen Ernährungsunterstützung erstmals in einer randomisierten, kontrollierten Studie überprüft.
Dazu wurden medizinische Patientinnen und Patienten, bei denen ein Ernährungsrisiko bestand, zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt während ihres Klinikaufenthalts die herkömmlichen Gerichte aus der Klinikküche. Für die PatientInnen der zweiten Gruppe stellten ErnährungsberaterInnen ergänzend einen individuellen Ernährungsplan zusammen.
Nach 30 Tagen zeigte sich: Durch eine individualisierte Ernährung wurde nicht nur die Versorgung mit Energie und Proteinen verbessert, sondern die Behandlungsergebnisse verbesserten sich generell. So traten im Vergleich weniger schwere Komplikationen auf, und die Sterblichkeit ging zurück. Statistisch ließ sich bei einer von 25 behandelten Personen eine schwere Komplikation und bei 37 behandelten Personen ein Todesfall verhindern.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mangelernährung ein modifizierbarer Risikofaktor ist und die Therapie einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat", sagte Studienleiter Prof. Dr. Philipp Schütz, SNF-Förderungsprofessor an der Universität Basel und Chefarzt der Inneren und Notfallmedizin am Kantonsspital Aarau. "Diese Studie ist für die Behandlung von polymorbiden PatientInnen von großer Relevanz und dürfte die Bedeutung der Ernährungstherapie bei RisikopatientInnen stärken."