Die Wettkämpfe junger Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Tokio finden in einem Land statt, dessen Gesellschaft so schnell altert und schrumpft wie keine andere auf der Welt. Über ein Viertel der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre alt.
Mehr als 70 000 Japaner sind sogar 100 Jahre alt oder älter. Doch trotz der hohen Lebenserwartung geht die Bevölkerung des Landes wegen niedriger Geburtenraten zurück. «Koreika», die Alterung der Gesellschaft, beeinflusst fast jeden Aspekt des Lebens in Japan, die Wirtschaft des Landes leidet unter zunehmendem Arbeitskräftemangel.
Vor diesem Hintergrund und angesichts steigender Sozialkosten will der Staat die Menschen auch noch mit 70 arbeiten lassen. Dabei ist es in der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ohnehin längst Alltag, dass Menschen im Alter arbeiten. Dabei hilft, dass Japan nicht zuletzt dank des gesunden Essens und des Gesundheitssystems die fitteste Rentnergeneration aller Zeiten hat. Immer weniger Japanerinnen und Japaner fühlen sich mit 60 alt.
Viele finden es in alter konfuzianistischer Tradition gut, so lange wie möglich zu arbeiten. Dass der Anteil der Menschen, die noch im Seniorenalter arbeiten, in Japan höher liegt als in anderen entwickelten Ländern, liegt allerdings auch daran, dass viele darauf angewiesen sind, um ihren Lebensstandard auch im Alter zu sichern.
Um den zunehmend Arbeitskräftemangel abzufedern, ist Japan auf seine Senioren angewiesen. Zudem begann die Regierung, die Beschäftigung von Frauen verstärkt anzugehen, wobei dies allerdings nicht sonderlich zur Gleichstellung der Geschlechter beigetragen hat.
Zugleich kommt Japan nicht umhin, seine Tore für Arbeitsmigranten zu öffnen, wenngleich nur zaghaft. Für Japan, das stolz auf seine gesellschaftliche Homogenität ist und auch kaum Flüchtlinge aufnimmt, ist das eine Herausforderung. Das Hightechland investiert daher auch verstärkt in die Entwicklung von Robotern als Arbeitskräfte.