Zum Weltkrebstag am Freitag startet die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs ihr Podcast-Projekt "Jung & Krebs – Wissen für junge Betroffene". Jeden Monat wird ein neuer Podcast veröffentlicht, der nicht nur für Betroffene, sondern auch für behandelnde Ärzte relevante Informationen enthält.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 16.500 Menschen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren an Krebs. Unter den Tumorpatienten sind sie eine kleine Minderheit, deren besondere Lebensbedingungen den behandelnden Ärzten meist nicht gegenwärtig sind, weil Krebs überwiegend als eine Krankheit älterer oder sehr alter Menschen angesehen wird.
Anders als die übergroße Mehrheit steht die Gruppe junger von Krebs betroffener Patienten, die etwa drei Prozent aller Krebspatienten ausmacht, in einer völlig anderen Lebensphase, in der zudem oft weitreichende Entscheidungen für das Leben getroffen werden müssen: die Planung und Entscheidung für die Berufsausbildung und die berufliche Karriere, der Start von Lebenspartnerschaften und Ehe, die Familienplanung, die Schaffung eines Fundaments für zukünftigen Wohlstand, wirtschaftliche und soziale Sicherheit.
Diese Besonderheiten, so die Berliner Onkologin Professor Diana Lüftner, lassen behandelnde Ärzte bei der Information über eine Krebsdiagnose, über Behandlungsstrategien und ihre Folgen sowie die notwendige Nachsorge nicht selten außer Betracht, weil sie aufgrund ihrer Erfahrung von den Bedürfnissen der übergroßen Mehrheit älterer Patienten geprägt sind. Das hat 2014 zu der Initiative der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie geführt, die Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs zu initiieren. Ärzte benötigen insofern auch ein Korrektiv beim Blick auf die Erkrankung und die weitreichenden Folgen insbesondere für jüngere Menschen.
Das Ziel der Stiftung sei es, so der Mitinitiator Professor Matthias Freund, unter den Betroffenen Kräfte zu mobilisieren, die eigenen und sehr speziellen Bedürfnisse zu artikulieren und Netzwerke zu bilden, vor allem auch mit dem Ziel, den besonderen Informationsbedarf für Menschen zwischen 20 und 40 zu decken.
Nach übereinstimmender Aussage der jungen betroffenen Patienten in einer Pressekonferenz der Stiftung am 03.02. existiert kein Mangel an Informationen über Krebserkrankungen. Aber es existierten gravierende Defizite: sehr häufig nur schriftliche, oft schwer verständliche Informationen, die ganz überwiegend auf die Krankheitsfolgen für ältere Menschen und deren Lebenssituation abstellen. Es mangelt an differenzierten Informationen, die die Lebenssituation jüngerer Menschen berücksichtigen ebenso wie an digitalen und auch interaktiven Medienformaten.
Daraus ist das Podcast-Projekt "Jung & Krebs" entstanden, mit dem ab dem Weltkrebstag am 04.02.2022 jeden ersten Freitag im Monat eine neue Folge erscheinen wird. Für die erste Staffel sind zunächst bis November zehn Folgen geplant, von denen ein Großteil inzwischen fertiggestellt ist.
In jeder Folge trifft die Schauspielerin und Stiftungsbotschafterin Lea Marlen Woitack Menschen, die von ihren eigenen Erfahrungen mit der Diagnose und Therapie Krebs berichten. Gespräche zwischen den Betroffenen und Experten aus dem Netzwerk der Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie werden niedrigschwellig und zielgruppenspezifisch Informationen zum Umgang mit der Krankheit und ihren Folgen vermittelt.
Dazu der Patient Fayez, der mit 27 Jahren die Diagnose "Neuroendokriner Tumor" erhielt und sich seitdem im Treffpunkt Berlin und in Projekten der Stiftung engagiert: "Hier versuchen wir direkt, von Patient zu Patient, Hilfen und Informationen weiterzugeben, über die ich mich damals sehr gefreut hätte. Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, müssen nicht alle machen, auf einige hätte ich auch gerne verzichtet, und daher ist eine Weitergabe von Erfahrungen so wertvoll", sagt der heute 33-Jährige. Zu solch negativen Erfahrungen gehört auch die mitunter wenig sensible Aufklärung von Ärzten über die Prognose einer Krankheit, die überwiegend vom Umgang mit alten oder sehr alten Patienten geprägt ist. Es macht eben einen fundamentalen Unterschied aus, einem 75-Jährigen mitzuteilen, dass seine Lebenserwartung mit Krebs vielleicht noch fünf oder sechs Jahre beträgt. Für einen 25-Jährigen ist eine solche Prognose niederschmetternd.
Der Podcast ist verfügbar ab dem 4. Februar unter:
Spotify: https://open.spotify.com/show/7Fz1FMMsQ9mhEC35lGvftW?si=mhBkymutSAyAkX84BaxzIg&nd=1
Apple: https://podcasts.apple.com/de/podcast/jung-krebs-wissen-für-junge-betroffene/id1607078158?l=en
Podigee: https://jungundkrebs.podigee.io/2-1-jung-krebs-was-kommt-nun-auf-mich-zu