Die SPD pocht auf Transparenz bei der anstehenden Verbraucherbefragung über ein neues Nährwert-Logo für Fertigprodukte. Fraktionsvize Matthias Miersch sagte, er hoffe auf ein klares Ergebnis der Befragung, das dann auch von allen Seiten anerkannt werde. "Voraussetzung ist eine transparente und faire Befragung ohne Einflussnahme von wem auch immer." Ziel müsse eine eindeutige und für jedermann verständliche Kennzeichnung sein.
Die Entscheidung für ein neues Logo für den Gehalt an Salz, Zucker und Fett soll zwischen vier Modellen fallen. Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) plant dafür nach einer Verständigung in der Koalition im Juli und August eine Verbraucherbefragung. Auf Grundlage der Ergebnisse soll dann im Herbst entschieden werden, welches Modell die Bundesregierung zur freiwilligen Nutzung auf Packungen empfiehlt.
Unter den vier Modellen ist das farbliche System Nutri-Score, für das sich auch die SPD stark macht. "Nach Frankreich wollen auch Belgien, Spanien, Portugal und Luxemburg den Nutri-Score einführen", sagte Miersch. VerbraucherschützerInen und große Unternehmen warteten auf eine Einführung in Deutschland. Dies zeige, dass sich Nutri-Score bewährt habe. Die vorgesehene Befragung zur Lebensmittelkennzeichnung wäre daher aus seiner Sicht auch nicht zwingend notwendig gewesen.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch sprach sich ebenfalls erneut für Nutri-Score aus. Das System habe "die besten Chancen, eines Tages europaweit als verpflichtende Kennzeichnung eingeführt zu werden, da schon mehrere Länder die Ampel verwenden und das Modell nachweislich am verständlichsten ist und zu einem gesünderen Einkaufsverhalten führt", sagte Foodwatch-Expertin Luise Molling.
Im Juli und August sollen die Modelle erst in Gruppenbefragungen und dann in einer großen Umfrage mit mindestens 1.000 TeilnehmerInnen auf Verständlichkeit und Akzeptanz hin getestet werden. Das Ergebnis wird für September erwartet - und soll laut Klöckner auch maßgeblich dafür sein, welches Modell die Bundesregierung zur freiwilligen Nutzung auf Packungen empfiehlt. Konkret geht es um diese vier Kennzeichnungen:
NUTRI-SCORE: Das in Frankreich eingeführte System bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an - in einer fünfstufigen Skala von "A" auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes "C" bis zu einem roten "E" für die ungünstigste. Das zutreffende Feld wird hervorgehoben. Erste Produkte damit sind schon in deutschen Supermärkten zu kaufen.
KEYHOLE: In Skandinavien genutzt wird ein Logo, das die schwedische Lebensmittelbehörde vor 30 Jahren entwickelte. Es zeigt ein weißes Schlüsselloch auf grünem oder schwarzem Grund und ist eine reine Positivkennzeichnung - ausgewiesen werden also nur Produkte mit günstiger Nährwertbewertung. Desserts oder Süßigkeiten kommen daher gar nicht in Frage.
WIRTSCHAFTS-MODELL: Nur im Computer existiert ein Modell, das der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft BLL vorlegte. Es hat fünf Kreise, in denen die Kalorien sowie der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm stehen. Ähnlich wie bei einer Tortengrafik zeigt eine hervorgehobene Fläche in jedem Kreis an, wie viel Prozent der täglichen Zufuhr der Verzehr von 100 Gramm bedeutet - je mehr, desto größer die Fläche. Basis ist eine EU-weit festgelegte Referenzmenge von insgesamt 2.000 Kalorien pro Tag für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Diese farbliche Fläche soll im Kreis zur Kalorienzahl hellblau sein, in den anderen Kreisen lila.
FORSCHER-MODELL: Das auf Bitten des Ministeriums entwickelte System zeigt Salz, Zucker und Fett pro 100 Gramm in separaten Waben an, die bei niedrigem Gehalt jeweils blaugrün gefärbt sind. Das soll Menschen etwa mit Diabetes oder Bluthochdruck auch eine speziellere Orientierung geben. Daneben zeigt eine große Wabe eine Gesamtbewertung. Je günstiger sie ausfällt, desto mehr von fünf Flächen haben einen schwarzen Stern und sind blaugrün ausgefüllt.