Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig auch beim Lesen von Arztbriefen helfen. Der Informatikprofessor Steffen Staab erklärt: "Bei unserem Projekt geht es weniger um Patienten als vielmehr um Mediziner."
In einer großen Klinik fielen im Jahr Hunderttausende Arztbriefe an. "Darunter sind nicht nur Erkältungen und Grippen, sondern auch seltene Spezialfälle. Diese sollen möglichst zielgerichtet aufbereitet werden, damit Ärzte sie sofort verstehen und nicht erst zehn Seiten irgendwo nachlesen müssen", sagte der Koblenzer Experte.
Staab zufolge laufen an mehreren deutschen Hochschulen und Kliniken Projekte zu KI und Arztbriefen, auch Firmen befassten sich damit. Eine 100-prozentig funktionierende Software gebe es hier noch nicht, sagte er. "Es ist eine Mammutaufgabe. Die wird auch nicht in zehn Jahren vollständig gelöst sein." Aber es gehe voran. "Zwischen der Google-Suche vor 20 Jahren und heute liegen auch Welten", betonte der 49-jährige Uniprofessor. Heute funktioniere Googeln viel besser. Aber eben noch nicht perfekt. "Es geht immer darum, aus Daten zu lernen."
Zusammen mit anderen InformatikerInnen, etwa Professor Alexander Löser in Berlin, treibe er die Forschung zu KI voran, ergänzte Staab. "Später können sich Unternehmen für die Umsetzung an uns wenden."
Ärztebriefe sind nicht nur mitunter sehr speziell, sondern auch aus anderen Gründen selbst für ExpertInnen nicht leicht verständlich. Eine Befragung von 197 Hausärztinnen und Hausärzten durch SprachwissenschaftlerInnen der Universität Düsseldorf ergab unlängst, dass fast alle die Entlassungsbriefe aus Kliniken manchmal nicht auf Anhieb verstehen. Diese Schreiben zu Zustand und Therapie von PatientInnen seien demnach oft unstrukturiert, fehlerhaft, vage oder missverständlich.