Forschende der Universität Zürich haben ein neues Röntgenkontrastmittel entwickelt, das sich einfacher als bisherige anwenden lässt. Das Kontrastmittel gelangt zuverlässiger in alle Blutgefäße und ermöglicht so die präzise Bildgebung. Das hilft, die Anzahl der Versuchstiere zu reduzieren.
Verschiedene Krankheiten bei Mensch und Tier – etwa Tumoren, Schlaganfälle oder chronische Niereninsuffizienz – schädigen die Blutgefäße. Betroffen sind insbesondere die Kapillaren, die kleinsten Blutgefäße, die überall im Körper feine Netzwerke bilden. Sie ermöglichen dank ihrer großen Oberfläche den Sauerstoffaustausch zwischen dem Blut und umliegendem Gewebe, zum Beispiel in den Muskeln beim Sport.
Für die Diagnose und Therapie von Herz-Kreislauf- und anderen Erkrankungen ist es wichtig, den dreidimensionalen Verlauf der Blutgefässe genau zu kennen. Auch in der Grundlagenwissenschaft ist die Kenntnis der exakten Anatomie der Kapillaren in Organen von Mensch und Tier entscheidend, um blutgefäßschädigende Krankheiten zu erforschen und neue Therapien zu prüfen. Forschende der Universität Zürich (UZH), des Nationalen Forschungsschwerpunkts Kidney.CH und des Biomaterials Science Centers der Universität Basel haben nun ein neuartiges Röntgenkontrastmittel namens "XlinCA" entwickelt, mit dem die kleinsten Blutgefässe mit einem Computertomografen viel präziser als bisher sichtbar gemacht werden können.
Die bislang verwendeten Kontrastmittel werden jeweils härtenden Plastikharzen beigemengt, bevor sie in die Blutgefässe von euthanasierten Tieren injiziert werden. Allerdings ist es ausgesprochen schwierig, die feinen Kapillaren in diversen Organen vollständig mit den zähflüssigen Harzen zu füllen. "Ohne jahrelange Erfahrung mit der richtigen Injektionstechnik sind die Kapillaren oft nicht oder nur teilweise gefüllt. Bis zu einem Viertel der resultierenden Bilder sind deswegen unbrauchbar", sagte Willy Kuo, Postdoktorand am Physiologischen Institut der UZH. Gegenüber bisherigen Kontrastmitteln könnten mit "XlinCA" bis zu 25% der Versuchstiere eingespart werden, so Kuo.
Das Grundproblem konventioneller Verfahren ist, dass sich Plastik und Wasser nicht mischen lassen. Dadurch entstehen stets Wassereinschlüsse, in denen das Kontrastmittel fehlt, was die räumliche Darstellung der Blutgefässe auf dem Röntgenbild unterbricht. Wasserlösliche Röntgenkontrastmittel, die in der Medizin verwendet werden, haben dieses Problem zwar nicht. Allerdings lassen sich diese nicht aushärten und treten innerhalb von Minuten durch die Blutgefäßwände in das umliegende Gewebe aus.
Kontrastmittel für den medizinischen Einsatz im Menschen bestehen aus kleinen Molekülen und sind relativ einfach herzustellen. "Ein massgeschneidertes Kontrastmittel für den Einsatz in toten Organismen war wesentlich schwieriger zu synthetisieren, da es aus Polymeren aufgebaut ist", sagte Bernhard Spingler, Professor am Institut für Chemie der UZH. "XlinCA" hat im Vergleich zu bisher verwendeten Röntgenkontrastmitteln mehrere Vorteile: Es lässt sich einfach anwenden und ermöglicht, die Blutgefässe vollständig und ohne Unterbrechungen abzubilden. Zudem können mehrere Organe oder gar ganze Tiere wie Mäuse gleichzeitig untersucht werden.