Die Universität Zürich hat zum zweiten Mal 2.500 Schulkinder in der Stadt auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 untersucht. Der Antikörpernachweis zeigt: Knapp 8% aller Kinder hatten sich bis Oktober mit dem neuen Coronavirus angesteckt. Es waren jedoch keine ganzen Schulen betroffen, sondern nur sehr wenige Klassen. In einer Substudie Anfang Dezember wurde das Virus mittels Akuttests (Abstrich) bei nur einem von 641 Kindern nachgewiesen.
Die Ciao Corona-Studie hat 2.500 Kinder aus 275 Klassen und von 55 Schulen auf Antikörper gegen das Coronavirus getestet. 89% der Kinder aus der ersten Untersuchung nahmen auch an der zweiten Testrunde zwischen Ende Oktober und Mitte November teil. Nun wurde in sieben Klassen eine Häufung von Kindern mit Corona-Infektion festgestellt. Das heißt, es gab mehr als drei neue Fälle je Klasse seit dem Sommer 2020. Bei drei dieser Klassen kamen die Fälle zur gleichen Zeit vor, bei drei Klassen hatten die Infektionen nichts miteinander zu tun und in einer Klasse blieben die Infektionen unbemerkt. In keiner Schule zeigte sich eine Häufung von Infektionen über alle Klassen und Stufen hinweg.
Seit Januar 2020 stieg der Anteil der Kinder, die eine Infektion durchgemacht und Antikörper entwickelt haben von 2% auf 8%. Diese Seroprävalenz variiert jedoch je nach Bezirk stark und liegt zwischen 4% und 22%. Wie auch bei den Resultaten der ersten Untersuchung zeigen sich keine wesentlichen Alters- oder Geschlechtsunterschiede. "Mit den höheren Fallzahlen haben wir nun mehr statistische Aussagekraft zu den Symptomen", sagt Susi Kriemler, Studienleiterin und Epidemiologin an der Universität Zürich. "Im Vergleich zur ersten Untersuchung zeigen infizierte Kinder tendenziell etwas häufiger Symptome wie Kopfschmerzen oder Erschöpfung. Die nächsten Testphasen werden zeigen, ob sich diese Tendenz bestätigt."
Angesichts der rasant steigenden Corona-Fallzahlen wurde Anfang Dezember 2020 ein zusätzliches Akut-Testing durchgeführt, um herauszufinden, wie viele SchülerInnen trotz akuter Infektion die Schule besuchen. 641 Schüler/innen und 66 Lehrpersonen wurden an 14 vorwiegend Stadtzürcher Schulen in 67 Schulklassen zweimal im Abstand von einer Woche mit einem Abstrich untersucht. Nur ein getestetes Kind (0,2%) und keine Lehrperson waren aktuell direkte Virusträger. "Diese sehr niedrige Zahl stützt die Beobachtung aus der Hauptstudie, dass es im aktuellen Schulbetrieb mit den von den Schulen getroffenen Massnahmen und den Vorgaben der kantonalen Gesundheitsdirektionen kaum zu unbemerkten Ausbrüchen kommt", meint Kriemler.
Am 17. Dezember 2020 wurde eine Stellungnahme und Empfehlung der Science Task Force zu Kindern veröffentlicht. Sie gewichtet das Recht auf Bildung und die Gefahr von sozialen Ungleichheiten hoch und empfiehlt, bei einer Häufung von Corona-Infektionen gezielt mit Quarantänemassnahmen bei einzelnen Klassen und Schulen vorzugehen, statt Schulen generell zu schliessen.
Für Milo Puhan, Initiator der Studie und Leiter des Instituts für Epidemiologie, zeigt die repräsentative Schulstudie, dass es nur wenige Klassen mit einer Häufung von Coronafällen in Zürich gab. "So waren es im Rahmen unserer Untersuchung nur 7 Klassen, wobei bei drei dieser Klassen die Infektionen zeitlich abgegrenzt und somit unabhängig voneinander waren. Somit scheint das Risiko für Infektionen, das von solchen Klassen für eine ganze Schule ausgeht, gering und man kann ihm mit gezielten Quarantänemassnahmen begegnen."