Alkoholsucht ist eines der zentralen gesundheitlichen Probleme der Gesellschaft. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich Schätzungen zufolge auf knapp 40 Milliarden Euro. Der Rostocker Suchttherapeut Michael Köhnke beobachtet einen Trend.
Nach Erkenntnissen des Rostocker Suchttherapeuten Michael Köhnke bekennen sich immer mehr Frauen zu ihrer Alkoholsucht und der Notwendigkeit einer Therapie. "Wir verzeichnen beim Anteil der Frauen unter den Patienten in den vergangenen zehn Jahren einen Zuwachs von 10 auf 20 Prozent", sagte Köhnke vor der offiziellen Eröffnung des Friedrich Petersen Rehabilitationszentrums im Rostocker Stadtteil Groß Klein am Mittwoch. Das bedeute nicht, dass mehr Frauen alkoholkrank sind als früher. "Frauen trauen sich inzwischen eher, Hilfe in Anspruch zu nehmen."
Laut Köhnke, Chefarzt des Zentrums, gelten rund drei Prozent der Bevölkerung als alkoholkrank, es gebe aber eine hohe Dunkelziffer. Träger der Einrichtung ist die Evangelische Suchtkrankenhilfe MV.
Das Rehabilitationszentrum mit seinen 96 stationären Betten entstand aus der Zusammenlegung der Friedrich-Petersen-Klinik und der Fachklinik Luzin in Feldberg (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Neben der Alkoholkrankheit sei Tablettenabhängigkeit die Hauptdiagnose, sagte Köhnke. Die Einrichtung gebe auch Hilfestellung zum Aufhören mit dem Rauchen. "Wir haben Patienten, die in Lohn und Brot sind und wir haben Patienten, die schon alles verloren haben." Voraussetzung für die Therapie sei, dass die Patienten bereits bei Aufnahme abstinent leben. In der Regel dauert eine Therapie zwölf Wochen.
Neu im Therapiekonzept sei, dass nicht nur psychotherapeutisch gearbeitet werde. "Wir versuchen, die Menschen beruflich und sozial wieder zu integrieren", sagte Köhnke. Dabei arbeiteten die Therapeuten eng und möglichst früh mit der Arbeitsagentur zusammen. Es werden je nach Voraussetzung Berufspraktika, Schulungen oder Hilfe bei Bewerbungen angeboten. "Wir wollen die Menschen fit machen für den ersten Arbeitsmarkt", sagte der Klinikchef. Dies könne auch bedeuten, den Patienten beim Wiedereinstieg an den früheren Arbeitsplatz Hilfe zu bieten. Es müsse verhindert werden, dass die Patienten aus der Gesellschaft herausfallen und letztlich sozial isoliert dastehen.