Wenn psychisch Kranke behandelt und versorgt werden, bleiben ihre Kinder oft unbeachtet. Die Gefahr, dass aus den gesunden Kindern kranke Erwachsene werden könnten, ist groß.
Kinder psychisch kranker oder suchtkranker Eltern bleiben viel zu oft im Schatten und stehen somit besonders in der Gefahr, selbst zu erkranken. "Es ist etwas, was in Sachsen-Anhalt stärker angefasst werden muss: eben nicht nur die Eltern zu behandeln, sondern diese Kinder stärker zu machen, ihre seelische Widerstandskraft zu stärken", sagte Matthias Gallei vom Landespsychiatrieausschuss in Magdeburg. "Wir sehen einen großen Bedarf, präventiv tätig zu werden, und wir brauchen mehr Forschung." So sei etwa die genaue Zahl der betroffenen Kinder noch nicht bekannt, auch gute Programme seien nötig.
Gallei sagte, etwa auf der kommunalen Ebene sei viel mehr Kommunikation nötig - beispielsweise zwischen den Gesundheits- und Jugendämtern. "Da darf es kein Nebeneinander geben, sondern da muss es ganz klar um eine vernetzte Versorgung gehen, um diesen Kindern gerecht zu werden und nicht in der Zukunft eine große Gruppe von selbst erkrankten Menschen zu haben, wo wir jetzt noch etwas tun können." Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) verwies auf die anstehende Novellierung des Gesetzes über Hilfen für psychisch Kranke, deren Ziel eine bessere Versorgung sei.
Der Ausschuss besteht aus unabhängigen und ehrenamtlich arbeitenden Fachleuten. Er begleitet und bewertet seit 1993 die Entwicklung der Versorgung psychisch Kranker im Land. Die Fachleute besuchen auch Heime, Kliniken und speziellen Einrichtungen.
Auch auf Probleme im Maßregelvollzug, wo psychisch kranke oder suchtkranke StraftäterInnen behandelt werden, wies der Psychiatrieausschuss hin. "Wir beobachten wieder wachsende Patientenzahlen in den Maßregelvollzugseinrichtungen, sowohl in Bernburg als auch in Uchtspringe. Das, was dort an personellen Verbesserungen in den letzten Jahren erfolgt ist, droht wieder aufgesogen zu werden", sagte Gallei weiter.
Der Psychiatrieausschuss empfehle, im Bereich der Nachsorge mehr zu tun. Es könnte geschaut werden, welche Patientinnen und Patienten unter guten und sicheren Bedingungen entlassen werden könnten. Die nachfolgenden Einrichtungen und der Maßregelvollzug müssten dafür mehr miteinander sprechen. Es seien auch gute finanzielle Bedingungen nötig.