70 Prozent der Arztpraxen, bei den Hausärzten sogar 84 Prozent, berichten aktuell über eine durch die Omikron-Welle gestiegene Arbeitsbelastung. Das sind Ergebnisse einer Blitzumfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, an der 11.200 Praxen mit insgesamt 26.700 Ärzten und Psychotherapeuten sowie 68.000 MFA zwischen dem 8. und dem 13. Februar teilgenommen haben. Genannt werden ein höherer Kommunikationsbedarf durch die Schutzmaßnahmen, ein gestiegenes Testaufkommen und krankheitsbedingter Arbeitsausfall von Mitarbeitern.
Ein weiteres Ergebnis der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage: 95 Prozent der Hausärzte und 93 Prozent der Fachärzte können einen Immunitätsnachweis führen, beim nichtärztlichen Personal sind es 93 Prozent in Hausarztpraxen und 90 Prozent in Facharztpraxen. Gleichwohl fürchtet ein Drittel der Praxen, dass es aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab Mitte März, die der Bundestag im Dezember 2021 als Corona-Maßnahme beschlossen hatte, Versorgungseinschränkungen geben kann.
57 Prozent der Ärzte bieten weiterhin besondere Impfsprechstunden an. 88 Prozent berichten von einer nachlassenden Nachfrage der Patienten nach Impfungen. Die Kooperation mit den Gesundheitsämtern wird als unverändert schlecht angesehen: 40 Prozent vergeben die Note “mangelhaft“ oder “ungenügend“.
Auch die vierte Tarifrunde für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern ist nach zweitägiger Verhandlungsdauer am Dienstag ohne konkretes Ergebnis zu Ende gegangen. Wie bereits in der dritten Tarifrunde fordert der Marburger Bund neben einer Gehaltserhöhung substanzielle Verbesserungen bei Bereitschaftsdiensten und Rufbereitschaften. Laut einer Ad hoc-Umfrage der Ärztegewerkschaft ist die Arbeitsbelastung in den Kliniken in den vergangenen zwei Jahren erheblich gestiegen. Eine für den 5. März anberaumte Sitzung der Großen Tarifkommission soll weitere Entscheidungen über die Tarifauseinandersetzung treffen. Bis dahin blieben die Türen für Gespräche mit den Arbeitgebern offen.
Entgegen manchen Befürchtungen aufgrund stark rückläufiger Arzt-Patienten-Kontakte vor allem in der ersten Pandemiewelle sind Patienten insbesondere mit Diabetes mellitus Typ2 im Verlauf des Jahres 2020 relativ gut versorgt worden. Dies geht aus Untersuchungen im Auftrag der Deutschen Diabetes-Stiftung hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden.
Menschen, die bereits vor der Pandemie gut eingestellt waren, wiesen danach als Folge des ersten Lockdowns weder einen erhöhten HbA1c-Wert noch einen höheren Body-Mass-Index auf. Auch die Rate psychischer Störungen blieb konstant. Zur Sicherung der Versorgung hätten rasch etablierte Videosprechstunden und Online-Schulungen beigetragen.
Auffällige Pandemie-Effekte sind jedoch bei Typ-1-Neuerkrankungen zu beobachten: eine beginnende Krankheit wurde erst deutlich später erkannt, bei Kindern unter sechs Jahren traten vermehrt Ketoazidosen auf. Ferner stieg die Inzidenz von Typ-1-Diabetes jeweils etwas drei Monate nach den Pandemiewellen in 2020 deutlich.
Scharf kritisierte der Stiftungsvorsitzende Professor Hans Hauner (TU München) die generell schlechte Datenlage und die fehlende Bereitschaft der Kassen, Routinedaten aus der Versorgung und insbesondere wertvolle Daten aus den DMP-Dokumentationen zu verweigern. Das sei durch das Datenschutzrecht nicht gedeckt. Die Stiftung plant, auch für das Folgejahr 2021 die Versorgungslage zu analysieren.
Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses hat sich am Mittwoch dafür ausgesprochen, drei positiv evaluierte Projekte in die Regelversorgung zu übernehmen. Mit ARena (Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden) werden Ärzten drei Unterstützungskonzepte angeboten, mit denen der leitliniengerechte Einsatz von Antibiotika nachhaltig verbessert werden kann. Dazu gehören Qualitätszirkel, datenbasiere Feedback-Berichte, E-Learning und ergebnisabhängige Vergütungen. GKV und KBV werden gebeten zu prüfen, inwieweit dies in Selektivverträge oder die Regelversorgung aufgenommen werden kann.
Ebenfalls in die Regelversorgung integriert werden soll das Modell INVEST Billstedt/Horn als Prototyp einer gesundheitlichen Vollversorgung in deprivierten großstädtischen Regionen. Die positiven Ergebnisse des Hamburger Projekts werden auch dem Bundesgesundheitsministerium sowie den Ländergesundheitsministerien übermittelt.
Im Rahmen des Projekts KOL-OPT wurde herausgefunden, dass bei empfohlenen Kontroll-Koloskopien für Patienten, bei denen zuvor Darmkrebsvorstufen gefunden wurden, Hinweise auf eine Fehlversorgungen existieren. Die Gründe dafür konnten nicht mit Sicherheit identifiziert werden. Dies herauszufinden, adressiert der Innovationsausschuss an seine eigenen Ausschüss für Qualitätssicherung und Methodenbewertung , aber auch an Fachgesellschaften.
Die Versorgung mit Covid-19-Impfstoffen, der Technologietransfer und die Stärkung der Gesundheits-Infrastruktur werden die zentralen Themen des EU-Afrika-Gipfels am 17. und 18. Februar in Brüssel sein. Nach Angaben des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen wurden über das COVAX-Hilfsprogramm bislang rund 1,2 Milliarden Impfdosen in 144 Länder geliefert. Ein Großteil davon ist allerdings bislang nicht verimpft worden, in manchen Ländern liegt der Anteil verimpfter gelieferter Dosen bei nur zehn Prozent. Der Aufbau und die Verbesserung der regionalen Infrastruktur seien daher dringend erforderlich, so vfa-Präsident Han Steutel.
Für die Herstellung wurden bislang weltweit 343 Kooperationen vereinbart. Für Afrika hat der Hersteller BioNTech für dieses Jahr dem Unternehmen Biovac den Aufbau einer Abfüllung in Südafrika und die Errichtung von Produktionsstätten in Ruanda und Senegal geplant.