Die Tumorbehandlung, z. B. mit Chemotherapeutika, führt nicht selten zu einem schnellen Kräfteverfall der PatientInnen und erhöht deren kardiovaskuläres Risiko sowie die allgemeine Sterblichkeit. Ein begleitendes körperliches Training kann diese Effekte abmildern.
Chemotherapien belasten die Körper von KrebspatientInnen auf vielfache Weise. Häufig ist eine Fatigue zu beobachten. Blutwerte ändern sich und der Körper kann zunehmend Schwierigkeiten mit der Sauerstoffversorgung in der Peripherie bekommen. Viele Chemotherapeutika wirken zudem kardiotoxisch – das kardiovaskuläre Risiko steigt, und kann neueren Studien zufolge oft auch noch Jahre nach der Tumortherapie erhöht sein.
Eine wichtige Größe, um die Fitness von KrebspatientInnen vor, während und nach einer Behandlung einschätzen zu können, ist die kardiorespiratorische Fitness (CRF). Sie gibt an, wie gut der Körper in der Lage ist, unter Belastung Sauerstoff an die Erfolgsorgane, die Muskeln, zu bringen. Desweiteren spielen metabolische Äquivalente (MET) eine Rolle. Dieser Wert ergibt sich aus dem Quotienten aus Arbeitsenergieumsatz geteilt durch den Ruheumsatz.
Aus Studien ist bereits bekannt, dass die Erhöhung des MET-Wertes bei PatientInnen die kardiotoxischen Auswirkungen einer Chemotherapie abmildern und damit auch das Risiko von Folgeereignissen senken kann. Pro Anstieg um +1 MET sinkt das kardiovaskuläre Risiko der PatientInnen um circa 15%, die Gesamtsterblichkeit um etwa 13%. Generell gilt, dass je höher CRF- und MET-Werte bei den PatientInnen sind, desto besser ist das Gesamtergebnis der Behandlung.
Mangelnde Fitness vor einer Krebstherapie ist die eine Seite, die es zu beachten gilt. Vielfach ist es aber auch so, dass die Krebserkrankung und deren Therapie CRF und MET zusätzlich weiter absinken lassen. Untersuchungen im Mausmodell sowie bei Brustkrebspatientinnen fanden erste Belege dafür, dass im umgekehrten Fall eines unterstützenden Trainings solche Folgen gemildert werden konnten.
So verhinderte beispielsweise das Training bei Mäusen, dass einige chemische Agenzien schwere Toxizitäten hervorriefen. Bei Frauen mit Brustkrebs wurde zudem beobachtet, dass mit steigendem Trainingslevel das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sank.
Nach heutigem Wissen sind die Trainingseffekte messbar, jedoch vergleichsweise gering und sollten stets im Zusammenhang mit anderen Faktoren gesehen werden, wie z.B. Ernährung, Raucherstatus u.a.
Dennoch gilt die CRF als guter Prädiktor der kardiovaskulären Mortalität, der Krebsmortalität sowie der Gesamtsterblichkeit. Dabei ist wichtig zu beachten, dass die CRF häufig auch noch über Jahre bei den Krebsüberlebenden erniedrigt ist. Dies geht vor allem auf die Toxizität der Tumortherapie zurück sowie eine damit im Zusammenhang stehende Dekonditionierung.
Auf der anderen Seite reduziert ein begleitendes Training die kardiovaskulären und Sterblichkeitsrisiken. In der kardio-onkologischen Rehabilitation bieten sich nicht zuletzt über angepasste Trainings personalisierte Ansätze an.
Quelle: Barac A. Physical training to prevent cardiotoxicity of cancer therapy. In: Expert Advice - Cardiotoxicity of Cancer Therapy, ESC 2020