Antibiotikaresistenzen sind weltweit ein großes Problem. Insbesondere bei den gramnegativen Erregern drohen Engpässe in der antibiotischen Behandlung. Schweizer ForscherInnen ist es nun jedoch gelungen, ein neues Antibiotikum mit innovativem Wirkmechanismus zu entwickeln.
Antibiotikaresistenzen treten weltweit in einer mittlerweile besorgniserregenden Frequenz auf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fokussiert dabei aber vor allem auf die gramnegativen Bakterien, bei denen die Situation in einigen Fällen bereits als kritisch angesehen werden muss. So sind Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa oder Enterobacteriaceae häufig resitent gegen Carbapeneme und Cephalosporine.
Neue wirsame Alternativen waren bis dato nicht in Sicht. Mittlerweile wurden zudem Resistenzbildungen der gramnegativen Bakterien gegen das Reserveantibiotikum Colistin bekannt.
Schweizer WissenschaftlerInnen ist es nun gelungen, ein neuartiges synthetisches Antibiotikum zu entwickeln, welches die Resistenzlage bei den gramnegativen Erregern vorerst wieder etwas entschärfen könnte. Das Medikament bindet an komplexe Lipopolysaccharide in der Bakterienmembran, sowie an ein für die Membranbildung essenzielles Protein, das sogenannte BamA.
Durch die Bindung des BamA-Proteins kommt es zur Störung der Membransynthese der äußeren Membran, sodass diese instabil wird und die Bakterien schließlich platzen. Bisher existiert noch kein vergleichbar wirkendes Antibiotikum, weshalb der neue Wirkstoff durchaus als neuartiger Ansatz gilt.
Bis das Medikament allerdings in der Praxis eingesetzt werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. Derzeit befindet sich der Wirkstoff POL7306 in der präklinischen Phase. Eine erste klinische Studie ist derzeit ebenfalls in Planung.
Quellen:
Pressemitteilung Universität Zürich vom 23.10.2019; https://idw-online.de/en/news725736
Luther A et al., Chimeric peptidomimetic antibiotics against Gram-negative bacteria. Nature 2019; doi:10.1038/s41586-019-1665-6 [Originalpublikation]