Neutralisierende Antikörper als frühe Therapie für HIV-Infektionen

CROI Symposium: "Broadly neutralizing antibody treatment leading to T-cell control"

Untersuchungen im Tiermodell bringen Ergebnisse

Breit neutralisierende Antikörper könnten sich dazu eignen, HIV-Infektionen frühzeitig zu behandeln und das Reservoir an Retrovirus-Genen in den Abwehrzellen klein zu halten. Malcolm Martin, National Institutes of Health, Bethesda, präsentierte bei der 25. CROI am 5. März 2018 in Boston aktuelle tierexperimentelle Ergebnisse zu diesem Therapieansatz.

Neutralisierende Antikörper wurden im Blut von Patienten (Elite Neutralisierer) gefunden, bei denen zu Beginn der Infektion die Virusreplikation auch ohne medikamentöse Therapie gehemmt wurde. Diese Antikörper sind sehr aktiv und haben ein breites Spektrum. Etwa 20 dieser Antikörper stehen in monoklonaler Form zur Verfügung. Sie wurden in Tiermodellen in Präventions- und Therapiestudien untersucht und haben auch beim Menschen bislang eine gute Wirkung gezeigt. Diese breit neutralisierenden Antikörper greifen an 6 Regionen der  transmembränen Hülle des HIV-1-Virus an.

Forscher des NIH behandelten asymptomatische Makaken, die chronisch mit dem Simian Human Immunodeficiency Virus (SHIV) infiziert waren, mit einer Kombination der beiden Antikörper 3BNC117 und 10-1074. Dadurch kam es bei zwei Tieren zu einer über mehrere Wochen anhaltenden Suppression der Virämie im Plasma. Bei einer zweiten Gabe entwickelte ein Tier eine Resistenz, das zweite Tier zeigte erneut eine anhaltende Suppression der Virämie.

In einem weiteren Ansatz untersuchten die NIH-Forscher den Effekt der Antikörper bei akuten Infektionen. Hierzu inokulierten sie 13 Makaken SHIV intrarektal oder intravenös. Nach der Inokulation injizierten sie den Tieren an Tag 3, 10 und 17 die Antikörper 3BNC117 und 10-1074. Jeder dieser Antikörper bindet an unterschiedlichen Stellen auf dem SHIV, neutralisiert das Virus und erleichtert die Clearance durch das Immunsystem.

Durch die Antikörpergabe sanken die SHIV-Spiegel über bis zu 6 Monate unter die Nachweisgrenze von Standardassays. Sobald die Antikörper jedoch vollständig eliminiert waren, kam es außer bei einem Tier wieder zur Virusreplikation. Allerdings fiel bei 6 Makaken, den sogenannten Elite Controllern, die Viruskonzentration ohne erneute Behandlung nach 5 bis 22 Monaten wieder für weitere 5 bis 13 Monate unter die Nachweisgrenze. Vermutlich hatte die Behandlung mit den Antikörpern die Fähigkeiten der CD8-Zellen gestärkt, die Virusreplikation einzudämmen. Wenn den Affen Antikörper zur Beseitigung der CD8-Zellen gegeben wurde, kam es explosionsartig zur erneuten Virusreplikation. CD8-T-Zellen spielen vermutlich eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Virämie.

Eine mit SHIV infizierte Kontrollgruppe erhielten über 15 Wochen eine kombinierte antiretrovirale Therapie (cART). Während der Behandlung sank die Viruskonzentration ebenfalls, stieg aber sofort bei Beendigung der Therapie wieder stark an. Die cART konnte also keinen Elite-Controller-Status induzieren.

Quelle:
Martin M. Early broadly neutralizing antibody treatment leading to T-cell control. 25. CROI, Boston, 5. März 2018, Abstract 49. http://www.croiconference.org/sessions/early-broadly-neutralizing-antibody-treatment-leading-t-cell-control