Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) distanzierte sich von der Stellungnahme zur Gesundheitsgefährdung durch umweltbedingte Luftverschmutzung, insbesondere Feinstaub und Stickstoffverbindungen (NOx), die durch Prof. Dr. med. Köhler und 112 Lungenfachärzte zuvor veröffentlicht wurde.
In der laufenden Debatte beziehen die Kinder- und Jugendärzte, Kinderpneumologen, Allergologen und Umweltmediziner nun ebenfalls klar und wissenschaftlich fundiert Position: Kinder sind die zukünftigen Erwachsenen von morgen, Schädigungen ihrer in Wachstum und Reifung befindlichen Organe können teilweise zeitlebens nicht mehr wettgemacht werden. Diese Aussagen gelten in Kenntnis vieler aktueller Untersuchungen, die meisten davon sind in der WHO-Publikation „Luftverschmutzung und Kindergesundheit“ vom Oktober 2018 erfasst.
Studien mit Kindern belegen z. B., dass schon NO2– Konzentration größer 20 µg/m³ in der Außenluft zu vermehrten Hospitalisierungen wegen schweren unteren Atemwegsinfektionen führen, die Folgeerkrankungen der Lunge und Atemwege verursachen. Zudem erhöht die Exposition mit Luftschadstoffen das Risiko von Kindern, Asthma zu entwickeln.
Eine kürzlich in Südengland veröffentlichte Studie erfasste die Belastung mit Luftschadstoffen wie Feinstäuben und NO2 bei Babys, die in ihren Kinderwägen an viel befahrenen Straßen entlang geschoben werden mit dem Resultat, dass diese bis zu 60 % mehr Schadstoffe inhalierten als begleitende Erwachsene. Dies kann sich auch auf die neurologische Entwicklung negativ auswirken, wie die WHO-Publikation anhand weiterer Studien nachweist.
Deshalb und aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes ist auf der Forderung nach strikter Einhaltung der rechtlich verbindlichen EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxid sowie weiteren Untersuchungen zu beharren, ob und wie diese in den kommenden Jahren weiter abgesenkt werden müssen.
In Synopsis der eindeutigen wissenschaftlichen Datenlage, die zeigt, dass Luftschadstoffe die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gefährden, ist die undifferenzierte Stellungnahme der Kollegen um Prof. Köhler abzulehnen. Denn Fachgesellschaften haben auch die methodische Kritik an der Festlegung von Grenzwerten widerlegt und halten die Behauptung, dass Luftschadstoffe keine gesundheitliche Auswirkung haben, in keiner Weise begründbar. Die öffentliche Verleugnung dieser erdrückenden Datenlage verletze nicht nur die Grundlagen wissenschaftlichen Diskurses sondern ebenso jene ärztlichen Handelns.