Operationen, Unfälle, Krankheiten: Die Gründe für Hüft- oder Knieleiden sind vielfältig. Falsche Bewegungsmuster sind häufig nicht nur Ursache, sondern auch Ergebnis orthopädischer Missstände. Zwar gibt es spezialisierte Zentren, in denen Ganganalysen zur Problemidentifikation durchgeführt werden, eine anschließende dauerhafte Beobachtung der PatientInnen war bislang aber nicht möglich. Um das zu ändern, entwickelt ein Forscherteam, zu dem auch der Sportpsychologe Prof. Dr. Matthias Weigelt von der Universität Paderborn gehört, Sensoren, die in die Kleidung der PatientInnen integriert werden und so eine Fernbetreuung erlauben.
Das mobile System, das die Alltagsbewegungen kontinuierlich misst, ermöglicht nicht nur die konstante ärztliche Beobachtung, sondern gibt den PatientInnen gleichzeitig direktes Feedback: "Gerade nach Operationen ist es wichtig, Heilungsprozesse genauestens zu beobachten und vor allem auch gezielt zu steuern. Dazu gehöre u. a. die Ganganalyse. Falsche Bewegungsabläufe oder mit der Zeit angeeignete Schonhaltungen können auf Dauer zu schwerwiegenden Folgeschäden führen. Deshalb entwickeln wir beim Projekt "RehaToGo" auf Basis von RFID-Technik ein Fernkontrollsystem, das die Bewegungen der Arme und Beine beim Laufen erfasst. Das Besondere: Rückmeldung von Behandlern gibt es online auf das Smartphone über eine App. Die Therapie kann so nach dem Klinikaufenthalt im Alltag der PatientInnen fortgesetzt werden“, erklärte Prof. Weigelt.
RFID-Technik steht für "Radio Frequency Identification" und bezeichnet eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme, die Objekte mithilfe von Radiowellen lokalisieren. Bei RehaToGo werden Etiketten mit integrierten RFID-Sensoren in die Kleidung eingenäht. Miniatur-Lesegeräte können dann die Bewegungsmuster ihrer Träger erfassen und verarbeiten.
Die Herausforderung zur Erweiterung der orthopädischen Rehabilitation besteht u. a. darin, ein auditives Online-Bewegungsfeedback mittels Sonifikation, also der akustischen Darstellung von Daten, zum individuellen Bewegungslernen in das mobile Messsystem zu integrieren. Auf eine Testphase im stationären Betrieb an der Klinik Lindenplatz im nordrhein-westfälischen Bad Sassendorf folgt der ambulante Bereich. Dazu Weigelt: "Verschiedene Signale sollen die Nutzer auf Fehlhaltungen aufmerksam machen. Wir gehen davon aus, dass entsprechende Lernprozesse schnell einsetzen und so zu langfristigen Verbesserungen führen. Unter standardisierten Laborbedingungen werden Mess- und Feedbacksystem aufeinander abgestimmt."