Die individualisierte Hochpräzisions-Bestrahlung ist die Zukunft in der Strahlentherapie. Der hochmoderne MR-Linearbeschleuniger "Unity" der Firma Elekta setzt dabei neue Standards in der personalisierten Strahlentherapie. Das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie (OncoRay) in Dresden erhielt nun einen dieser MR-Linearbeschleuniger. Mit Hilfe des Großgerätes soll die Photonenbestrahlung von sich im Körper bewegenden Tumoren noch präziser und effektiver werden. Dies wird durch die Kombination aus Echtzeit-MRT-Bildgebung und gleichzeitiger Bestrahlung möglich.
Derzeit werden zur Positionierung von Patient:innen vor der Bestrahlung Röntgenkontrollaufnahmen oder eine Computertomographie herangezogen. Diese können aber Weichgewebstumore, das heißt 60 bis 70 Prozent aller zu bestrahlenden Tumore, nicht oder nur indirekt darstellen. Der Linearbeschleuniger Unity bietet die Möglichkeit, die Dosis auf der Grundlage täglicher Veränderungen von Form, Größe und Position des Tumors und der umgebenden gesunden Anatomie neu zu gestalten und ermöglicht damit eine noch nie dagewesene präzise Dosisabgabe mit Echtzeit-Visualisierung des Tumors.
"Wir können mit dem neuen MR- Linac selbst kleinste Tumore in schwer zugänglichen Körperregionen identifizieren und sicher bestrahlen", sagt Prof. Esther Troost, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden und Leiterin der Abteilung "Bildgestützte Strahlentherapie" am Institut für Radioonkologie - OncoRay des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf sowie am OncoRay - Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie.
Dresden ist somit der erste Standort in Ostdeutschland, an dem das neue Therapieverfahren möglich sein wird. Prof. Esther Troost plant, dass im Frühjahr 2022 erste Patient:innen auf dem neuen Gerät bestrahlt werden können. Es sind vor allem Patient:innen mit Tumoren in bewegten Organen, die hier behandelt werden sollen. Neben Tumorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden künftig auch Betroffene mit Leberkrebs oder Tumoren an Niere sowie Nebenniere hier behandelt, so Prof.Troost.
Die erste Studie, die ab dem kommenden Jahr mit dem MR-Linearbeschleuniger durchgeführt werden soll, beschäftigt sich mit Herzerkrankungen, die Tachykardien auslösen. So weisen beispielsweise Narben, die in Folge eines Herzinfarktes entstanden sind, elektrische Potenziale auf, die den Herzschlag über den altersüblichen physiologischen Wert hinaus beschleunigen. Mit Hilfe der hochgezielten Bestrahlung, einer Stereotaxie, soll die Narbe von betroffenen Patient:innen in einer einzigen Sitzung behandelt werden. "Wir wollen bei der Studie, die in Kooperation dem Herzzentrum Leipzig durchgeführt wird, herausfinden, ob die einmalige Bestrahlung die elektrischen Potenziale minimiert und der Herzschlag wieder in den Normbereich reduziert werden kann, erklärt Prof. Esther Troost das neue Forschungsprojekt.
Von der Idee bis hin zur Umsetzung der Bestrahlungseinheit war es ein interaktives Miteinander. "Wir freuen uns sehr, dass wir die enge Forschungskooperation mit dem Universitätsklinikum Dresden nun auch im Bereich der MR-bildgeführten Strahlentherapie weiter intensivieren können", ergänzt Lionel Hadjadjeba, President MR-Linac Solutions and Interim Head of Region Europe. Der Elekta Unity Beschleuniger wird es den Patient:innen des Universitätsklinikums Dresden ermöglichen, die fortschrittlichste Strahlentherapie zu erhalten, während das dortige Team im Rahmen des Elekta MR-Linac-Konsortiums mit führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der MR-RT zusammenarbeitet."