Preisgekrönte Forschung könnte seltenere Wechsel von Insulinkathetern ermöglichen

Katheter von Insulinpumpen nicht alle 2–3 Tage tauschen zu müssen, wäre für viele Betroffene eine Erleichterung, vor allem für Kinder. Ein Team der Uni Graz ist mit einer Entwicklung schon recht weit, die die Tragezeit mehr als verdoppeln könnte.

Katheter von Insulinpumpen nicht alle 2–3 Tage tauschen zu müssen, wäre für viele Betroffene eine Erleichterung, vor allem für Kinder. Ein Team der Uni Graz ist mit einer Entwicklung schon recht weit, die die Tragezeit mehr als verdoppeln könnte.

Katheterwechsel dürften für viele die unbeliebte Seite des Tragens einer Insulinpumpe darstellen. Katheter sind Einmalartikel und sollten, je nach Herstellerangabe, in der Regel spätestens nach zwei bis drei Tagen getauscht werden.1 Dies ist jedes Mal ein kleiner, aber unangenehmer Eingriff, der gerade für Kinder belastend sein kann. Eine kürzlich mit einem Forschungspreisgeld ausgezeichnete und mittlerweile auch patentierte Entwicklung der Universität Graz könnte das Wechselintervall auf 7 Tage verlängern und dabei trotzdem ein sicheres Insulinmanagement gewährleisten. Auf die Dauer gerechnet, würde dies nicht nur Zeitersparnis und mehr Komfort für Betroffene bedeuten, sondern auch finanzielle Entlastung für das Gesundheitssystem.

Präzisionsmedizin-Award für wichtige Weiterentwicklung der Insulinpumpentherapie 

Geleitet wird die Entwicklung von Prof. Thomas Pieber, der der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Med Uni Graz sowie dem Institut HEALTH von Joanneum Research in Graz vorsteht und CBmed, ein Kompetenzzentrum für Biomarkerforschung, gegründet hat. Ende November, anlässlich des "Future of Precision Medicine Symposium" in Kopenhagen, erhielt er stellvertretend für sein Team den 'Precision Diabetes Medicine Award' der Novo Nordisk Foundation und der European Foundation for the Study of Diabetes (EFSD). Dieser Preis für Präzisionsmedizin wurde erst vor kurzer Zeit – zum 100. Jubiläum des Insulins – ins Leben gerufen. Mit dem Preisgeld in Höhe von 2 Mio. DKK (umgerechnet etwa EUR 270 Tsd. Euro). können die Wissenschaftler ihre neue Generation von Insulinpumpen nun weiter voranbringen.2

Wie wird eine längere Tragedauer möglich?

Die neu entwickelten Insulinpumpen werden nicht nur den Blutzuckerspiegel messen und Insulin infundieren, sondern auch prüfen, wie resistent das Gewebe gegen die Insulininfusion ist, erklärt Pieber.2 Durch die Messung des Gewebewiderstands an der Katheterlokalisation gegenüber einer Insulininfusion konnte das Forscherteam in ersten Versuchen bereits zeigen, dass der Wechselzeitraum unter Berücksichtigung dieser Wechselwirkung des Gewebes mit dem Insulin oft auf 7 Tage oder sogar mehr verlängert werden kann. 
Eine durch das Preisgeld unterstützte Studie soll untersuchen und validieren, wie eine solche Pumpe in Zukunft kalibriert werden soll. Hierfür wird die Resistenz des Gewebes gegen Insulin als auch die Aufnahme von Insulin mithilfe von Mikrobiopsien und verschiedenen innovativen Techniken analysiert, um die Proteinexpression im Gewebe und andere Parameter zu dokumentieren. Die so gewonnenen, neuen Erkenntnisse darüber, was im Gewebe passiert, wenn der Katheter gewechselt werden muss, sollen die Pumpe dazu befähigen, sich zu melden, wenn ein Austausch nötig ist – und so das Intervall bis zum Wechsel gegenüber derzeitigen Systemen um mehrere Tage verlängern.2
Eine erste klinische Studie mit bis zu 30 Teilnehmern ist nun geplant, um die frisch patentierte Entwicklung zu erproben.3

Referenzen:
1. Insulinpumpe: Tipps fürs Wechseln des Katheters. Willkommen bei Accu-Chek | Accu-Chek.de https://www.accu-chek.de/meinbuntesleben/insulinpumpentherapie/tipps-wechseln-katheter (2021).
2. Insulinmanagement: Neue Technologie für mehr Lebensqualität. https://www.medunigraz.at/news/detail/insulinmanagement-neue-technologie-fuer-mehr-lebensqualitaet.
3. red,  steiermark O. at/Agenturen. Grazer für Insulinpumpe ausgezeichnet. steiermark.ORF.at https://steiermark.orf.at/stories/3130730/ (2021).