Die Bayerische Landesärztekammer warnt vor neuen medizinischen Versorgungsangeboten, die an den eigentlichen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten vorbeigehen. Vor allem bei Entwicklungen im Digitalbereich wie etwa Gesundheits-Apps würden Konzerne und Startup-Unternehmen "Begehrlichkeiten wecken" nach dem Motto "Was digital ist, muss fortschrittlich sein", sagte der Präsident der Landesärztekammer, Gerald Quitterer, bei der Eröffnung des Bayerischen Ärztetages in München. "Wir Ärztinnen und Ärzte werden zum Objekt der Interessen anderer", kritisierte Quitterer.
Auch die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), an bestimmten Krankenhäusern "Integrierte Notfallzentren" einzurichten, die die ganze Woche über rund um die Uhr Patientinnen und Patienten versorgen sollen, sieht der Ärztepräsident skeptisch. Hier würden neue Versorgungsebenen entstehen, "die sich der Ressource Arzt bedienen", ohne nach dem tatsächlichen Versorgungsbedarf zu fragen.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warb bei der Eröffnung des Ärztetages für die Einführung einer Landarztquote. Damit sollen knapp sechs Prozent aller Medizinstudienplätze in Bayern an Bewerberinnen und Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung zehn Jahre lang als Hausärztin oder Hausarzt in Regionen zu arbeiten, die unterversorgt sind oder in denen Unterversorgung droht.
"Bayern hat die ersten Weichen für die Gewinnung von Ärztenachwuchs bereits frühzeitig gestellt", sagte die Ministerin und dankte der Landesärztekammer, dass sie die Landarztquote unterstützt. Einige andere Mediziner-Organisationen hingegen lehnen die Quote ab, so etwa der Hartmannbund und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden. Ihrer Ansicht nach schränkt sie angehende Ärztinnen und Ärzte zu sehr ein und verbessert die Versorgung nicht.