Angesichts drohenden Ärztemangels auf dem Land steigt der private Krankenhauskonzern Rhön-Klinikum in die Telemedizin ein. Das unterfränkische Unternehmen will ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Schweizer Telemedizinanbieter Medgate gründen, das digitalen Arztbesuche per Video und Telefon und Smartphone-App anbieten soll.
Rhön-Klinikum will mit 51 Prozent die Mehrheit an dem geplanten Joint Venture halten, wie der im SDAX notierte Konzern am Donnerstag in Bad Neustadt mitteilte. Der Plan ist ehrgeizig, die neue Medgate Deutschland soll Marktführer werden.
Wieviel beide Firmen investieren, enthüllten Rhön-Klinikum und Medgate nicht. Abgesehen von den Deutschland-Plänen überlegt Rhön-Klinikum auch, mit den Schweizern gemeinsam auf internationaler Bühne im Telemedizin-Geschäft aktiv zu werden.
Der Anlass: Die Mehrheit der Ärzte in ländlichen Regionen ist vorgerückten Alters, so dass der Bedarf an Beratung via Handy oder Computer in den kommenden Jahren steigen wird. Außerdem erwarten Fachleute generell starkes Wachstum von Telemedizin-Angeboten.
Der Ärztetag hatte im vergangenen Jahr das so genannte Fernbehandlungsverbot gelockert - dieses schrieb vor, dass Ärzte ihnen unbekannte Patienten ausschließlich persönlich beraten durften.
Deutschland gilt bislang in Sachen Telemedizin als Entwicklungsland. "Das Potenzial in Deutschland ist riesig", erklärte Medgate-Chef Andy Fischer. In den USA sind Google und Microsoft an Telemedizin-Angeboten beteiligt. In der Branche gilt als möglich bis wahrscheinlich, dass die zwei US-Konzerne auch in diesem Bereich nach Europa drängen werden.