Kinder, die erfolgreich ihren Krebs mithilfe einer Chemotherapie besiegt haben, tragen lebenslang ein hohes kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko. Die Chemotherapeutika gehen als eine Langzeitfolge auf's Herz. Aber trifft das tatsächlich ausnahmslos auf jedes Medikament zu? Eine neue Studie möchte hier Klarheit schaffen.
Anthracycline-basierte Chemotherapien wurden lange schon mit einem erhöhten Langzeit-Risiko für das Herz in Verbindung gebracht. Aber ist es tatsächlich gerechtfertigt, nun für alle Chemotherapeutika aufgrund der Befunde zu einzelnen Wirkstoffen vor herzschädigenden Langzeitwirkungen zu warnen?
Dieser spannenden und praxisrelevanten Frage nahm sich eine aktuelle Studie an 28.000 Menschen an, die im Kindesalter eine Krebserkrankung überlebt hatten und mit einem Chemotherapeutikum behandelt worden waren.
Im Ergebnis fanden sich tatsächlich Unterschiede im Herzrisiko für einzelne Chemotherapeutika. In einigen Fällen fiel die Einschätzung nach Studienlage positiver aus, in dem die Substanz ein deutlich geringeres Risiko hatte als bisher angenommen, so z. B. im Falle des Daunorubicins. In anderen Fällen, wie beispielsweise beim Mitoxantron, fand sich letztlich jedoch ein sehr viel höheres Langzeitrisiko für das Herz als bis dato vemutet.
Der Grund dafür, dass sich die ForscherInnen überhaupt zum jetzigen Zeitpunkt für diese Fragestellung interessierten, hängt sicher mit dem seit einigen Jahren ablaufenden Wandel in der Onkologie zusammen. Ging es früher vor allem darum, im Sinne einer Heilung geeignete Substanzen und möglichst nebenwirkungsarme Kombinationsmöglichkeiten zu suchen, so steht heutzutage vielfach neben dem Überleben die Lebensqualität im Vordergrund. Dafür spielen Langzeittoxizitäten für die PatientInnen dann selbstverständlich die größte Rolle.
Quelle: Elizabeth AM et al., JAMA Oncology, 2019; DOI: 10.1001/jamaoncol.2018.6634