Über zwölf Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Oftmals befinden sich Betroffene bereits auf einer jahrelangen Odyssee, bevor die Ursache für ihre Schmerzen gefunden wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) erklärte gestern auf ihrer Pressekonferenz in Berlin, dass mit Hilfe moderner Ultraschallverfahren häufig schnell und zuverlässig die Schmerzursache gefunden und sogar behandelt werden kann. Doch obwohl Ultraschall das in der Medizin am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren ist, fehlt es noch immer am erforderlichen Know-How und an Erfahrung.
Wenn Menschen unter Schmerzen leiden, die nicht einer sichtbaren Verletzung oder eindeutigen Ursache zuzuordnen sind, stehen Ärztinnen und Ärzte oft vor einer großen Herausforderung, denn die subjektive Schmerzwahrnehmung, die Art des Schmerzes, die Stärke und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen beschäftigen die Betroffenen mehr als die genaue Lokalisierung. Diese Schmerzcharakteristika können jedoch sehr hilfreich sein, um den Schmerz topografisch zuzuordnen. Besteht der Verdacht, dass eine lokale Schädigung von Muskeln, Nerven oder Gefäßen den Schmerz auslöst, kann die sonografische Untersuchung helfen, die genaue Ursache zu ermitteln und zielgerichtet und wirksam zu intervenieren.
Moderne Ultraschalltechnologie ermöglicht Untersuchungsfrequenzen bis zu 30 MHZ und liefert damit hochauflösende Bilder kleinster Strukturen in Größenordnungen von weniger als 0,1 mm. Außerdem kann die Untersuchung dynamisch unter Bewegung des entsprechenden Körperteils vorgenommen werden. Damit erzielt man nicht nur eine hohe diagnostische Genauigkeit, sondern hat auch die Möglichkeit der Intervention. Gerade bei Frakturen oder nach Operationen kann so sehr schnell die Ursache von unklaren Schmerzen aufgespürt werden.
Dennoch kommen solche Verfahren bislang noch zu selten zum Einsatz. Das liegt einerseits daran, dass für viele Untersuchungen keine Kostenübernahme durch die Krankenkassen erfolgt. Gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten müssen die Kosten selbst tragen. Andererseits fehlt es an gut ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten, die über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen sowie geeignete Ultraschallgeräte verfügen.
Die DEGUM hat ein weitgefächertes Fort- und Weiterbildungsprogramm mit zertifizierten Kursen, die im Kursportal der Ultraschall-Akademie der DEGUM GmbH online buchbar sind. Ziel ist, möglichst viele Ärztinnen und Ärzte in den jeweiligen Bereichen der Ultraschallanwendung auszubilden. Das DEGUM-Zertifikat wird in drei Stufen erteilt. Zum Erwerb des Zertifikats gehört auch der Nachweis über den Besitz eines entsprechend hochwertigen und geeigneten Ultraschallgeräts, das für die jeweilige Qualifikationsstufe erforderlich ist.
Patientinnen und Patienten, die Ultraschalluntersuchungen in Anspruch nehmen wollen, finden auf den Internetseiten der DEGUM eine Liste mit Ärztinnen und Ärzten aller Fachbereiche, die über eine Zertifizierung verfügen.