Um herauszufinden, wo die Ursachen für eine Reflux-Erkrankungen liegen, müssen sich Betroffene einer langwierigen und nicht sehr angenehmen Untersuchung unterziehen. Am Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) wurde nun ein neues Diagnosegerät getestet, das diese Prozedur schneller, aussagekräftiger und für die Betroffenen weniger belastend macht.
Um herauszufinden, wie das komplexe Zusammenspiel der Speiseröhrenmuskulatur gestört ist, ermittelt ein Messkatheter die Druckverteilung über die gesamte Länge der Speiseröhre. Faseroptische Sensoren des Wissenschaftsteams vom Leibniz-IPHT ermöglichen hochauflösende Katheter, die nicht dicker sind als 4 Millimeter. Das erleichtert die Anwendung und macht die Messung für Betroffene angenehmer.
Um an vielen verschiedenen Stellen der Speiseröhre gleichzeitig den Druck zu messen und so die Peristaltikbewegungen nachvollziehen zu können, werden zehn bis fünfzehn faseroptische "Dehnungsmessstreifen" — Faser-Bragg-Gitter-Sensoren — in einer optischen Faser angeordnet. An welchen Stellen die Messungen jeweils durchgeführt werden, kann anhand unterschiedlicher Wellenlängen der einzelnen Sensoren bestimmt werden. Dank weiterer faseroptischer Sensoren im Bereich des Magens und darüber, lassen sich mit dem Katheter gleichzeitig mit den Druck- auch pH- und Gallenwerte ermitteln und miteinander verknüpfen. Das ermöglicht es, neue Erkenntnisse über die Ursachen von Erkrankungen zu gewinnen.
Weil der Katheter mit einem handlichen Gerät verbunden ist, sollen Patientinnen und Patienten ihn künftig auch zu Hause für Messungen über einen längeren Zeitraum von 24 Stunden und mehr anwenden können. Das ermöglicht es, Störungen zu entdecken, die nur gelegentlich und nicht bei jedem Schluckvorgang auftreten.
"Wir haben bereits einen relativ hohen Technologie-Reifegrad erreicht", sagt Faserforscher und -technologe Manfred Rothhardt, der das Projekt koordiniert und am Leibniz-IPHT seit vielen Jahren faseroptische Sensoren erforscht, die etwa an Windkraftanlagen, Airbus-Flügeln oder Lokomotiven zum Einsatz kommen. In zwei Jahren wollen er und sein Team das Diagnosegerät vorlegen, das dann über ein Jahr an Patientinnen und Patienten getestet werden soll.