Die Genauigkeit des kombinierten Tests betrug dann 0,94 der Fläche unter der Receiver operating characteristic curve (AUROC). Dieses Ergebnis wurde anhand einer unabhängigen deutschen PDAC-Kohorte (0,83 AUROC) bestätigt. Zusätzlich wurde die PDAC-bezogene Spezifität gegenüber 25 öffentlich zugänglichen Metagenom-Studien mit insgesamt 5.792 Teilnehmern bestätigt, die an verschiedenen anderen Erkrankungen litten. Damit könnte das Verfahren nach Meinung der beteiligten Wissenschaftler ein nicht-invasives, kosteneffektives und zuverlässiges Verfahren zum Screening auf das PDAC darstellen.
Das Pankreaskarzinom gehört weiterhin zu den Tumoren mit der schlechtesten Prognose. Ursache dafür ist vor allem, dass bisher kein geeignetes Früherkennungsverfahren existiert, welches sich zur Überwachung größerer Bevölkerungs- oder auch nur Risikogruppen eignete.
Pankreastumoren werden oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt, die eine heilende Behandlung unmöglich machen. Pro Jahr treten in Deutschland rund 19.000 Neuerkrankungen auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt ernüchternde 10% für beide Geschlechter, wobei mehr als 60% der Betroffenen bereits während des ersten Erkrankungsjahres versterben. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Pankreaskarzinome handelt es sich um PDAC. Risikofaktoren der Erkrankung sind neben Alter, Rauchen und Alkoholkonsum auch verschiedene Vorerkrankungen wie eine chronische Pankreatitis, Diabetes mellitus, Übergewicht und Asthma.2
Diese Situation macht verständlich, warum ein zuverlässiger Screening-Parameter für die Erkrankung oberste Dringlichkeit besitzt. Das ausgerechnet das Darm-Mikrobiom hierbei entscheidende Dienste leisten könnte, lag jedoch keinesfalls nahe. Die Suche nach geeigneten Screening-Parametern umfasste bisher Urin- und Serum-Faktoren sowie Gewebeproben des Organs. Dennoch haben sich bisher nur CA 19-9 und mit Einschränkungen das Carcinoembryonale Antigen (CEA) als eher schwach korrelierende Hinweisgeber auf Pankreaskarzinome etablieren können. Auch Verbindungen zum Mikrobiom der Mundhöhle und des Darms wurden bereits durch 16S rRNA-Analyse hergestellt, wurden nach Angaben der Autoren der Studie bislang jedoch noch nicht hinsichtlich ihres praktischen Screening-Potentials ausgewertet.
Die Wissenschaftler um Ece Kartal vom European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg untersuchten im Rahmen ihrer Fall-Kontroll-Studie nun eine spanische PDAC-Kohorte mit 57 Teilnehmern und verglichen deren Mikrobiom mit dem von 50 Kontrollpersonen sowie 29 Patienten mit chronischer Pankreatitis. Bei der Analyse beschränkten sie sich dabei nicht allein auf das 16S rRNA-Verfahren, sondern griffen auch auf die umfassendere so genannte Shotgun-Metagenomik und die Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) zurück. Untersucht wurden Mikrobiom-Proben des Speichels, des Darms sowie aus karzinogenem wie gesundem Pankreasgewebe.
Die Auswertung ergab die beste Vorhersagekraft für eine Gruppe von 27 fäkalen Spezies, die gezielt und quantifiziert erfasst werden konnten. Dabei bestätigte das Team auch frühere Hinweise auf ein eigenständiges Mikrobiom der Bauchspeicheldrüse.
Die Autoren vermuten nun, dass eine genauere Untersuchung der charakteristischen Spezies auch Hinweise auf mögliche zukünftige Präventions- und Behandlungsstrategien beim PDAC liefern könnte. In jedem Fall stellt die Identifizierung eines kostengünstig und einfach durchzuführenden Screening-Verfahrens einen Durchbruch in der Diagnostik des PDAC dar, der hoffen lässt, in absehbarer Zeit entscheidende Verbesserungen der Prognose der Erkrankung zuzulassen.
Quellen:
1. Kartal E, et al. A faecal microbiota signature with high specificity for pancreatic cancer. Gut 2022; 0: 1–14.
2. Zentrum für Krebsregisterdaten.