Wie hat sich das Stillmanagement während der COVID-19-Pandemie verändert? Wie gehen Kliniken mit Müttern um, die positiv auf SARS-CoV2 getestet wurden? Eine Umfrage des Uniklinikums Jena und der Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung Thüringen an 101 Entbindungskliniken in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beantwortet diese Frage.
Muttermilch ist die beste Nahrung für einen Säugling: Stets perfekt temperiert löscht dieses wertvolle "Naturprodukt" den Durst des Kindes, sättigt zugleich, liefert alle notwendigen Nährstoffe und ist dazu noch hygienisch absolut einwandfrei. Stillen fördert außerdem die Bindung zwischen Mutter und Baby. Hinzu kommt, dass sich die Gebärmutter schneller zurückbildet. Auch das Risiko, an Eierstock- oder Brustkrebs zu erkranken wird durch das Stillen nachweislich reduziert. Aufgrund der zahlreichen positiven Effekte werden Mütter in den Wochenstationen deutscher Frauenkliniken flächendeckend motiviert, Neugeborene so früh wie möglich, idealerweise noch in der ersten Stunde des Lebens an die Brust anzulegen, um den Stillprozess zu initiieren. Doch wie hat sich das Stillmanagement während der COVID-19-Pandemie in Deutschland verändert?
Die Klinik für Geburtsmedizin am Uniklinikum Jena und der Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung Thüringen hat im Januar eine anonyme Umfrage an 101 mitteldeutschen Entbindungskliniken in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gemacht. Insgesamt übermittelten 37 Kliniken ihre Antworten.
Fast alle Kliniken haben ein eigenes hausinternes Konzept zum Umgang mit SARS-CoV-2-positiven Müttern etabliert. Die Entlassung der Wöchnerinnen, sowohl SARS-CoV-2-positiv, als auch SARS-CoV-2-negativ, erfolgte in einem Drittel der Kliniken (12/37) früher als in der klinikinternen Routine vorgesehen, meist auf Wunsch der Wöchnerinnen. Nur eine Klinik möchte mit der früheren Entlassung das Infektionsrisiko minimieren.
Analog zu den aktualisierten Empfehlungen der deutschen Fachgesellschaften, werden in 97 Prozent der befragten Frauenkliniken Mütter auch unter Pandemiebedingungen zum Stillen angeleitet. Auch für SARS-CoV-2-positive Wöchnerinnen wird das Stillen uneingeschränkt empfohlen. "Stillen wird sogar angeraten", erläutert Prof. Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin in Jena, der die Studie4 geleitet hat, mit Verweis auf die internationale wissenschaftliche Datenlage: "Auch wenn die Mutter mit SARS-CoV-2 infiziert ist, profitieren die Kinder von den positiven Effekten der Muttermilch", ergänzt der Experte für Geburtshilfe.
Fazit: Was das Stillmanagement betrifft, so sind die Empfehlungen der geburtshilflichen Fachgesellschaften ein Jahr nach Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie in den befragten
Geburtskliniken weit überwiegend umgesetzt worden.