Zur Vorsicht rät die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) - und sieht Gründe für Notfälle unter anderem in zu wenig Schwimmunterricht und Übermut.
2017 sind nach Angaben der DLRG 404 Menschen ertrunken. "Binnengewässer sind nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins", sagt DLRG-Präsident Achim Haag. 329 Menschen verloren ihr Leben in Flüssen, Bächen, Seen und Kanälen. Nach Angaben der Gesellschaft waren drei von vier Opfern männlich. 756 Menschen wurden vor dem Tod in den Fluten gerettet.
Bei gutem Wetter gibt es mehr Badeunfälle. Im vergangenen Jahr ertranken die meisten Menschen im Juni (69), im Juli starben 55 Personen im Wasser. Im Jahr zuvor waren es jedoch insgesamt und auch in den Sommermonaten deutlich mehr (August 2016: 92). Die DLRG führt das auch auf das schlechtere Sommerwetter 2017 zurück. Im Winter gibt es deutlich weniger Fälle, aber auch im Januar und Februar ertranken jeweils 22 Menschen.
"Leichtsinn, Übermut und Unkenntnis über Gefahren spielen dabei eine große Rolle", sagt DLRG-Sprecher Achim Wiese zu der hohen Zahl männlicher Ertrunkener. Senioren gehe schnell die Kraft aus, Herzprobleme oder Diabetes seien ebenfalls oft ein Problem. Darüber hinaus sei die Schwimmfähigkeit insgesamt rückläufig. Laut einer Eltern-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der DLRG kann mehr als die Hälfte der Grundschüler in Deutschland nicht richtig schwimmen. Ein Grund dafür sei, dass jede vierte Grundschule keinen Zugang zu Bädern habe. Unter 404 im Jahr 2017 ertrunkenen Menschen seien auch 23 Flüchtlinge. Die Retter führen diese tragischen Unglücke auch darauf zurück, dass viele Geflüchtete nie schwimmen gelernt hätten oder Warnschilder nicht lesen könnten.
Wer hat diese Baderregel nicht schon mal gehört? Doch das Amerikanische Rote Kreuz fand in einer großen Überblicksanalyse bei Jugendlichen und Erwachsenen keinen lebensgefährlichen Einfluss eines vollen Magens. "Die Bewegungen fallen mit vollem Bauch aber schwerer", sagte DLRG-Sprecher Martin Holzhause. Die DLRG warnt vor dem Gang ins Wasser mit ganz vollem Bauch insbesondere mit Blick auf Kinder. Sie übernähmen sich eher mal, ergänzte Holzhause. Wenn ihnen beim Baden oder Schwimmen übel wird, sie gar erbrechen und möglicherweise Wasser schlucken, könne es lebensgefährlich werden. "Wir raten daher davon ab, dass Kinder direkt nach dem Essen ins Wasser gehen." Zudem sollten Kinder ohnehin beim Baden immer überwacht werden.
Ein leerer Magen könne dagegen wirklich bei jedem zum Problem werden, sagte sein Kollege Achim Wiese. Denn zum Schwimmen braucht der Körper viel Energie: In zehn Minuten wird ungefähr die Energie eines Apfels verbraucht.
Bei warmem Wetter fließt Blut vermehrt in Arme und Beine. Bei einem Sprung in kaltes Wasser ziehen sich die Gefäße zusammen und pumpen das Blut auf einmal zum Herz. "Dies belastet die rechte Herzkammer stark und kann bei Menschen mit unerkannten Herzerkrankungen - auch Kindern - zu Rhythmusstörungen führen", erklärt Martin Halle, ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU München. Außerdem werde ein Reflex ausgelöst, wenn kaltes Wasser auf das Gesicht trifft. "Herzfrequenz und Blutdruck sinken schnell und manchmal sehr stark." In den seltensten Fällen sei so ein Ereignis tödlich. Allerdings kann es im Wasser zum Verlust der Orientierung oder zu Bewusstlosigkeit kommen.
Kleidung erhöht den Widerstand beim Schwimmen. Man braucht mehr Kraft und kommt langsamer voran. Dass nasse Kleidung im Wasser jedoch gefährlich nach unten zieht, ist ein Irrglaube. Stattdessen könne sie sogar Auftrieb geben, schreiben Michael Tipton und Frank Golden in ihrem Fachbuch zum Überleben auf See. Je nach eigener Bewegung kann für eine Zeit die Luft aus der Kleidung am Körper bleiben. Und die sorgt im Notfall für wichtige Wärme in kalten Gewässern.
Wenn Menschen im Wasser in Not geraten, werden sie oft panisch: Sie schlagen um sich und versuchen, sich an irgendetwas festzuhalten. Für Laien ist es schwierig, einen Ertrinkenden aus dem Wasser zu ziehen und sich aus den oft sehr festen Griffen zu befreien. Rettungsschwimmer lernen in ihrer Ausbildung genau das. Außerdem kann das Gewässer Gefahren bergen, die vom Ufer aus nicht zu erkennen sind. Die DLRG rät für den Notfall daher: Hilfe holen und der Person im Wasser Schwimmhilfen oder andere Gegenstände zuwerfen, an denen sie sich festhalten kann.