Wie schnell hessische Rettungsdienste am Einsatzort sind, hängt davon ab, wo genau sie unterwegs sind. Nur in größeren Städten halten sie die vorgesehene Frist von zehn Minuten ein.
Rettungseinsätze dauern in Hessen gerade auf dem Land häufig länger als die dafür vorgesehenen zehn Minuten. Das geht aus der Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Yanki Pürsün im hessischen Landtag hervor. Eigentlich sollte die Frist von zehn Minuten in 90% aller Notfälle eingehalten werden. Diese Quote wurde jedoch im vergangenen Jahr in 72% der Rettungsdienstbereiche unterschritten. "Bei einem Ziel von 90% sind Werte von unter 80% problematisch", erklärte Pürsün.
Besonders schlecht schnitt der Landkreis Waldeck-Frankenberg im westlichen Nordhessen mit 79,41% ab. Darmstadt dagegen lag mit 96,26% an der Spitze, gefolgt von Wiesbaden mit 95,17%. Die Stadt Offenbach konnte in 93,02% der Fälle innerhalb zehn Minuten vor Ort sein, der dazugehörige Landkreis in 91,7% der Notfälle.
Landkreis und Stadt Kassel lagen mit 84,4% ebenso wie Fulda mit 82,8% unter der vorgesehenen Quote. Dem Ministerium zufolge umfasst der Rettungsdienstbereich Fulda sowohl die Stadt als auch den Landkreis Fulda. Dadurch ergebe sich ein ähnlicher "Hilfsfristerreichungsgrad" wie auf dem Land.
Große Städte könnten die Hilfsfrist besser einhalten als ländliche Gegenden, heißt in der Antwort des Ministeriums. Gründe dafür seien die deutlich kürzeren Fahrtzeiten in den Städten sowie das dichtere Netz an Rettungswachen. Pürsün hält unter anderem Überlastung und fehlendes Personal für die Ursachen der längeren Frist auf dem Land. In seiner Antwort betonte Sozialminister Kai Klose (Die Grünen) dagegen, es gebe keine Zahlen, die belegten, dass Fachkräftemangel Einfluss auf die Einhaltung der Hilfsfrist habe.
Die Hilfsfrist in Hessen sei die kürzeste in Deutschland, teilte Tim Ruder vom Hessischen Landkreistag mit. Die hessischen Landkreise sind Träger der örtlichen Rettungsdienste. Die aktuelle Verkehrslage oder die Witterung führe dazu, dass die Frist nicht in jedem Falle eingehalten werde. Auch der Malteser Hilfsdienst erklärte, die Wetter- und Verkehrslage sowie das Einsatzaufkommen könnten erfahrungsgemäß beeinflussende Faktoren sein.
Grundsätzlich seien die Landkreise verpflichtet, bei Abweichungen der Hilfsfrist geeignete Maßnahmen zu ergreifen, erklärte eine Ministeriumssprecherin. "Wenn Probleme in einzelnen Kreisen bekannt werden, tritt das Ministerium direkt mit dem zuständigen Landkreis oder der kreisfreien Stadt in Kontakt, um eine Lösung zu finden." Die Landkreise bemühten sich sowohl vor Ort als auch im regelmäßigen Austausch um Optimierungen sowie um Modelle, die schnelle Erreichbarkeit weiterhin zu gewährleisten und auszubauen, so Ruder.
Generell hat die Zahl der Rettungseinsätze in den vergangenen drei Jahren zugenommen. Waren es 2016 noch 1.117.119 Einsätze, lag ihre Zahl 2017 bei 1.155.350, im vergangenen Jahr bei 1.153.603. Als Begründung führte das Sozialministerium unter anderem die Grippewelle an. Der Rettungsdienst werde deutlich öfter zu Einsätzen gerufen, bei denen sich BürgerInnen unsicher seien, an wen sie sich mit ihren Gesundheitsproblemen wenden müssen.