Das WeCaRe-Bündnis mit knapp 200 Partnern erhält eine Förderzusage des BMBF im Rahmen des Programms "WIR! – Wandel durch Innovation in der Region". Im Südosten Thüringens will es Digitalisierungslösungen entwickeln, die zur besseren Gesundheitsversorgung und zum Strukturwandel in der Region beitragen.
Der demographische Wandel erschwert die medizinische Versorgung im ländlichen Raum gleich doppelt: Wegen ihrer Altersstruktur ist die Bevölkerung hier nicht nur überdurchschnittlich von gesundheitlichen Problemen betroffen, es fehlt auch an einer für sie gut erreichbaren spezialisierten medizinischen Infrastruktur. Mit seinem Konzept für eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Regionen will das WeCaRe-Bündnis beide Probleme angehen und konnte damit auch im Förderwettbewerb "WIR! – Wandel durch Innovation in der Region" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Möglichkeit (BMBF) überzeugen. Als eins von 23 Projekten wurde es für die sechsjährige Umsetzungsphase ausgewählt, die mit bis zu fünfzehn Millionen Euro gefördert wird.
Das WIR!-e-Health Center for Acute and Chronic Diseases and Rehabilitation (WeCaRe) ist ein Bündnis mit 195 Partnern, darunter Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Krankenkassen und Vereine. Das Team um den Mediziner Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius vom Universitätsklinikum Jena und den Wirtschaftsgeographen Prof. Dr. Sebastian Henn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat sich zum Ziel gesetzt, den Strukturwandel in den Thüringer Regionen südlich der Städte Erfurt, Weimar und Jena im Landkreis Weimarer Land, Saale-Holzland-Kreis, Ilm-Kreis, Saale-Orla-Kreis und Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit Hilfe von Digitalisierungslösungen in der medizinischen Versorgung voranzutreiben.
In der vorangegangenen neunmonatigen Konzeptphase konnten die WeCaRe-Partner bereits 48 innovative Projektideen erarbeiten, die bestehende Lücken im Netz der Gesundheitsversorgungsangebote der Region schließen helfen sollen. Dazu zählen zum Beispiel eine E-Health-Lösung für Menschen mit erhöhtem Demenz-Risiko, die auch die Angehörigen mit einbezieht, telemedizinische Ansätze zur präzisen sensorischen Erfassung von Lebensparametern oder neue Tools für die Kommunikation zwischen Patient, Notärztin, Rettungssanitäter und Notaufnahme im Krankenhaus. Es wird nun darum gehen, diese Projektideen umzusetzen.
"Gerade im ländlichen Raum, wo Ärztemangel und eine überalterte Bevölkerungsstruktur besondere Herausforderungen an die Gesundheitsversorgung stellen, können bedarfsgerechte technologische Lösungen mit dem Fokus auf der ‚Intelligenten Sensorischen Telemedizin‘ den Strukturwandel maßgeblich vorantreiben. Wichtig dabei ist aber, dass die Menschen vor Ort mitgenommen werden und deren Akzeptanz für technologische Lösungen frühzeitig mitgedacht wird. Dies werden wir mit WeCaRe angehen“, konstatiert Prof. Guntinas-Lichius.
Dabei ist es ein zentrales Anliegen des WIR!-Förderprogramms, dass die Herausforderungen und Bedürfnisse der Region mit den hier vorhandenen Ressourcen an Wissen, Technik, Schöpfertum und Unternehmergeist in Angriff genommen werden. „Mit den WeCaRe-Partnern aus Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, von denen 85 % aus Thüringen stammen, setzen wir ein starkes Signal für die Thüringer Innovationskraft: ‚Aus der Region für die Region‘ können wir so durch die Verzahnung von Partnern aus den Bereichen Sensorik, IT und Gesundheitswirtschaft bedarfsgerechte Lösungen für die Gesundheitsversorgungen entwickeln. Ziel ist es, Innovationspotenziale zu erschließen und dadurch die Region gemeinsam einem branchenübergreifenden Wandel zuzuführen“, betont Prof. Henn.
Das WeCaRe-Konzept sieht neben der nun startenden Umsetzung schon detailliert strukturierter Start- und Basisprojekte auch nachfolgende Ausschreibungen für neue Projektideen vor. Diese wenden sich ausdrücklich auch an Interessierte, die noch nicht keine WeCaRe-Partner sind. Das Bündnis versteht sich ganz bewusst als offen und lädt Organisationen und Einzelpersonen zur Zusammenarbeit ein.