Wie lässt sich die Krankenversorgung auf dem Land in Zukunft organisieren angesichts einer schrumpfenden Bevölkerung? Es braucht mehr Mut zu neuen Wegen - und schnelles Internet, sagt die Chefin der Techniker Krankenkasse in Sachsen-Anhalt.
Die neue Chefin der Techniker Krankenkasse (TK) in Sachsen-Anhalt, Steffi Suchant, vermisst eine langfristige Perspektive für die Krankenversorgung im Land. "Mir fehlt der Plan B. Wo wollen wir in 20 Jahren stehen?", sagte Suchant in Magdeburg. "Wir gehen auf eingetretenen Pfaden, es wird zu wenig ausprobiert." Vor allem auf dem Feld der Digitalisierung sieht Suchant großes Potenzial insbesondere für den ländlichen Raum wie die Altmark. Um telemedizinische Ansätze richtig erproben zu können, seien schnelle und stabile Datenleitungen nötig.
Die medizinische Expertise im Land sei da, es gebe zwei große Universitätsklinika. Davon könnte der ländlichen Raum stärker profitieren, wenn etwa Daten von Kranken zu Spezialisten in den Großstädten übertragen und dort eingeschätzt würden. Niedergelassene ÄrztInnen sollten aus Suchants Sicht stärker mit ExpertInnen in den Austausch treten können. "Wir schaffen nicht, ein Netz zu spinnen", kritisierte Suchant, die die TK in Sachsen-Anhalt seit etwa einem halben Jahr führt. Sie hob hervor: "Was die Digitalisierung leisten kann, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen." Es seien noch erhebliche Investitionen nötig.
Die Juristin betont: "Wir haben keine schlechte Versorgung für die Menschen in der Fläche. Es geht nur um Alternativen. Wir müssen Ressourcen schonen." Es gehe nicht darum, von einem Roboter gepflegt zu werden, sondern um Video-Sprechstunden, die Auswertung medizinischer Daten sowie den ganzen Weg von der Verwaltung bis zur Behandlung der PatientInnen. "Wir sollten das Potenzial der Digitalisierung nicht schlafen lassen."
Erst im April hatte der Landtag das neue Krankenhausgesetz beschlossen. Die Grundsätze sind mehr Qualität und Kontrolle, außerdem ist das Augenmerk auf die flächendeckende stationäre Versorgung im Land gerichtet. Kliniken sollen demnach stärker zusammenarbeiten. Es drohen ihnen aber auch Strafen, wenn sie bestimmte Qualitätsstandards nicht erfüllen.
Suchant lobte die Regelungen. Man nehme damit Abstand von Krankenhausschließungen und setze stattdessen auf mehr Kooperationen und Spezialisierungen. Nicht mehr alles könne und müsse überall angeboten werden. Spezialisierungen und damit höhere Fallzahlen bei einzelnen Behandlungen steigerten die Qualität. Ein guter Weg seien die Medizinischen Versorgungszentren. Die ÄrztInnen, die dort arbeiteten, könnten sich mit KollegInnen austauschen und auch die Arbeitszeit so organisieren, dass Familie und Beruf unter einen Hut passten.