Kaffee ist für viele Menschen der perfekte Start in den Tag, Aufputschmittel am Nachmittag und manchmal sogar gut als Digestif nach dem Abendessen geeignet. Aber wie viel Kaffee ist zu viel? Eine neue Studie könnte hierauf die Antwort liefern.
Aus den unterschiedlichsten Gründen, vom Geschmack bis zur aufputschenden Wirkung, ist Kaffee eines der beliebtesten Getränke weltweit. Allein in den USA wurden im Geschäftsjahr 2018/2019 nahezu 26.5 Millionen 60kg-Säcke Kaffee konsumiert. Damit ist die Zahl im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr nochmals angestiegen.
Weitere Statistiken aus dem Jahr 2018 berichten, dass die Hälfte der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 24 und 28 Jahren sowie 75 Prozent aller älteren Erwachsenen Kaffee trinken.
Viele aktuelle Studien gehen davon aus, dass Kaffee, außer der Aufrechterhaltung von Fokus und Produktivität, weitere Effekte auslösen kann. Hierbei wird behauptet, Kaffee könne helfen, die Gesundheit des Gehirns aufrechtzuerhalten, die Lebenserwartung zu verlängern und sogar den Verlauf von Prostatakrebs zu verlangsamen.
Trotzdem gibt es eine Begrenzung, wie viel Kaffee konsumiert werden sollte. Denn Kaffee kann nicht nur kurzfristige Krankheitserscheinungen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit auslösen, sondern langfristig und bei übermäßigem Konsum auch das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung erhöhen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Auswirkungen setzte sich ein Forschungsteam der University of South Australia in Adelaide mit der Frage auseinander, wie viel Kaffee zu viel ist.
Die ForscherInnen gingen von den Grundlagen einer früheren Studie aus, dass Menschen mit einer besonderen Form des Gens CYP1A2, das beim Koffeinstoffwechsel eine wichtige Rolle spielt, die Substanz langsamer metabolisieren. Hierdurch sind sie einer höheren Gefahr ausgesetzt, Bluthochdruck und kardiovaskuläre Krankheiten zu entwickeln.
Um herauszufinden, wo bei Menschen mit und ohne diese Genvariante der Wendepunkt liegt, wurden Daten aus der U.K. Biobank von 334.077 Personen im Alter zwischen 37 und 73 untersucht, von denen bei 8.368 eine diagnostizierte kardiovaskuläre Erkrankung vorlag.
"Pro Tag werden weltweit ungefähr 3 Milliarden Tassen Kaffee konsumiert", erklärt Professor Elina Hyppönen, eine Mitautorin der Studie. Sie warnt: "Zu wissen, was für eine Person gut ist und was nicht, ist unerlässlich. Wie bei den meisten Dingen ist auch hier der übermäßige Genuss schädlich für die Gesundheit."
Für die Auswertungen verglich das Forscherteam, wie viel Kaffee die TeilnehmerInnen täglich konsumierten, unabhängig davon, ob die besondere Genvariation vorlag, die den Koffeinstoffwechsel verlangsamt und wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, kardiovaskulär zu erkranken.
Die ForscherInnen entdeckten, dass Personen ohne das Gen CYP1A2 Koffein viermal schneller verarbeiten können. Jedoch lag bei keiner der Testgruppen ein höheres kardiovaskuläres Risiko vor. Die täglich konsumierte Menge an Kaffee machte allerdings einen Unterschied aus. Bei allen Personen, die täglich 6 oder mehr Tassen Kaffee a 75mg Koffein tranken, konnten die ForscherInnen den leichten Anstieg eines kardiovaskulären Krankheitsrisikos feststellen.
Professor Hyppönen hält fest: "Die meisten Leute fühlen sich nach viel Kaffee nervös, reizbar oder sogar eventuell übel. Das liegt daran, dass Kaffee zwar dem Körper hilft, schneller und härter zu arbeiten, aber es kann auch als klares Anzeichen gedeutet werden, dass der Körper sein Limit erreicht hat. Das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung steigt mit hohem Blutdruck, eine bekannte Nebenwirkung von exzessivem Kaffeegenuss. Um Herz und Blutdruck auf einem gesunden Level zu halten, sollte man den täglichen Kaffeekonsum auf sechs Tassen begrenzen."
Quelle:
Ang Zhou, Elina Hyppönen, Long-term coffee consumption, caffeine metabolism genetics, and risk of cardiovascular disease: a prospective analysis of up to 347,077 individuals and 8368 cases, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 109, Issue 3, March 2019, Pages 509–516, https://doi.org/10.1093/ajcn/nqy297