Vielen ist es wichtig, dass sie einigermaßen bald kommen können, wenn sie eine Praxis nach einem Termin fragen. Wie fix es geht, unterscheidet sich aber ziemlich - nicht nur je nach Kasse.
Wochenlanges Warten auf Behandlungstermine ist frustrierend - größere Probleme damit gibt es laut einer Umfrage aber weiterhin vor allem bei FachärztInnen. Sogar mehr als drei Wochen Geduld haben musste fast ein Drittel (30 Prozent) der Befragten, wie eine Studie im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ergab. Bei HausärztInnen geht es dagegen meist schnell: Sofort einen Termin bekamen nach eigenen Angaben 37 Prozent der Befragten, nur bei vier Prozent dauerte es mehr als drei Wochen. Unterschiedliche Wartezeiten gibt es demnach auch je nach Anliegen, nach Ortsgröße - und bei der Frage der Versicherung.
Wichtig sei, nach Dringlichkeit von Terminen zu unterscheiden, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. "Auf eine routinemäßige Vorsorgeuntersuchung muss ich als Patient im Zweifel tatsächlich länger warten, als wenn ich eine Grippe habe." Ging es um ein "aktuelles Problem", hatte denn auch jeder zweite (53 Prozent) gar keine Wartezeit, oder es war eine Praxis ohne Termine. Zum Beispiel auf Impf-Termine mussten aber fast zwei Drittel (63 Prozent) mehr als drei Tage warten, wie die Umfrage ergab. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte dafür den Angaben zufolge vom 11. März bis 29. April telefonisch 6.011 Menschen ab 18 Jahren.
Auch unter FachärztInnen gibt es Unterschiede, wie die Umfrage weiter zeigt: Langes Warten auf Termine ist bei Hals-Nasen-Ohren-ÄrztInnen und ChirurgInnen viel seltener als bei FrauenärztInnen oder KardiologInnen. Einige Auffälligkeiten zeigten sich auch nach Wohnort. Bei kleineren Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern ging es bei HausärztInnen am schnellsten. 42 Prozent bekamen sofort einen Termin, in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern waren es 35 Prozent. Bei FachärztInnen, die auf dem Land seltener sind, mussten in kleineren Orten 35 Prozent länger als drei Wochen warten - in Großstädten waren es 25 Prozent.
Unterschiede nach Art der Krankenversicherung werden weiterhin vor allem bei langen Wartezeiten bei FachärztInnen deutlich. Mehr als drei Wochen Geduld bis zum Termin mussten 33 Prozent der gesetzlich Versicherten haben - und nur 18 Prozent der PrivatpatientInnen. Über mehrere Jahre und bezogen auf alle Praxen hatten indes auch mehr PrivatpatientInnen lange Wartezeiten von mehr als drei Wochen: nun zwölf Prozent nach fünf Prozent 2008, wie die KBV erläuterte. Der Grund sei simpel, sagte Kassenärzte-Chef Gassen: "Arztzeit wird immer knapper." Dass es nahezu freien Zugang zu ärztlichen Leistungen bei steigendem medizinischen Bedarf gebe, führe zwangsläufig zu höherer Nachfrage.
Damit KassenpatientInnen schneller an Termine kommen, hat die große Koalition ein ganzes Paket an Maßnahmen beschlossen. PraxisärztInnen müssen nun mindestens 25 statt 20 Stunden in der Woche für gesetzlich Versicherte anbieten. Bei AugenärztInnen, FrauenärztInnen und HNO-ÄrztInnen muss es mindestens fünf Stunden als offene Sprechstunde ohne feste Termine geben. Die Telefon-Vermittlung über Terminservicestellen, die in den Ländern unterschiedlich arbeiten, soll ausgebaut werden. Ab Anfang 2020 sollen sie nicht nur zu FachärztInnen vermitteln, sondern auch zu Haus- und KinderärztInnen. Zudem sollen sie bundesweit unter der Telefonnummer 116117 täglich rund um die Uhr erreichbar sein.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte dies. "Entscheidend ist, dass die Servicestellen aktiv beworben werden», sagte Vorstand Eugen Brysch. FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus sagte, die langen Wartezeiten auf Termine bei FachärztInnen seien nicht mehr hinnehmbar. Steigende Bürokratie in den Praxen müsse endlich abgeschafft werden. "Wenn diese vergeudete Zeit der Patientenversorgung zur Verfügung stehen würde, hätten wir keine Probleme mit den Wartezeiten." Linke-Gesundheitspolitiker Achim Kessler kritisierte, vor allem gesetzlich Versicherte seien von Versorgungsengpässen in ländlichen Regionen betroffen.