Diabetes-Leitlinien-Update: S2k-Leitlinie vs. NVL
Die neue S2k-Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter" könnte eine wichtige Vorarbeit für die "Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes" sein.
Die S2k-Leitlinie leistet relevante Vorarbeit für die aktuelle Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes
Bahrmann bemängelt an der alten Version der Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, dass altersspezifische Aspekte und Multimorbidität bei der Erstellung nicht berücksichtigt worden sind. Die S2k-Leitlinie2 hingegen ist in interdisziplinärer Zusammenarbeit unter Beachtung diverser Komorbiditäten entstanden. Unter anderem geht die S2k-Leitlinie auf die Demenz, die Depression, Frailty und Sarkopenie und Harninkontinenz im Kapitel "Geriatrische Syndrome und spezielle Situationen im hohen Lebensalter" ein. Kardiovaskuläre Erkrankungen finden im Kapitel "Folgeerkrankungen" Einzug in die von Bahrmann vorgestellte S2k-Leitlinie. Die Arbeitsgruppe der S2k-Leitlinie hat sich intensiv Gedanken über die Therapieziele in Abhängigkeit von der Funktionalität gemacht. So können individuelle Therapieziele im Sinne der personalisierten Medizin vereinbart werden.1,2
Neuerungen in der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes
Ganz neu in der aktuellen Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes ist Bahrmann zufolge die Vereinbarung individueller Therapieziele für Menschen mit Typ-2-Diabetes. In der aktuellen Version der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes erfolgt die Priorisierung des Therapiezieles auf Basis des persönlichen Risikoprofils. Es werden hier ganz klar 2 Schritte empfohlen, um das Therapieziel zu erreichen. Zum einen spielt die Reduktion von Folgeerkrankungen des Diabetes eine wichtige Rolle. Dies geschieht primär durch die Reduktion des Hba1c-Wertes als Surrogatmarker der Stoffwechseleinstellung bei Diabetes. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die primäre Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines kardiovaskulären oder renalen Ereignisses. Dies sollte durch eine adäquate Medikation geschehen.1,3
Die personalisierte Medizin im Fokus der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes
Die Vereinbarung individueller Therapieziele ist nur möglich, wenn folgende Gegebenheiten Beachtung finden:
- Alter der Patientin/des Patienten.
- körperliche Verfassung der Patientin/des Patienten.
- Begleiterkrankungen der Patientin/des Patienten.
- Therapieadhärenz der Patientin/des Patienten.
- Notwendigkeit einer Eskalation bei der Patientin/bei dem Patienten.
- Bahrmann betont, dass der Hba1c-Wert im Alter und auch bei eingeschränkter
- Nierenfunktion eine nur begrenzte Aussagefähigkeit hat.1,3
Neues in der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes hinsichtlich des Hba1c-Zielwertes
Bahrmann stellt den neuen Hba1c-Zielbereich zwischen 6,5% und 8,5% vor. Abhängig von der Lebenserwartung, von Komorbiditäten, von der Polypharmakotherapie, der Diabetesdauer, dem Patientenwunsch, dem Hypoglykämierisiko, der Arzneimittelnebenwirkungen, der funktionellen und kognitiven Fähigkeiten, der Belastung durch die Therapie, sowie abhängig von den Ressourcen der Unterstützung kann die Einordung innerhalb dieses Zielbereiches stattfinden.1,3
Fazit für die Praxis:1,3
- Die personalisierte Medizin nimmt Einzug in die aktuelle NVL.
- Geriatrische Patient:innen finden mehr Beachtung in der aktuelle NVL.
- Das persönliche Risikoprofil wird in der Priorisierung der Therapieziele
- herangezogen.
- Die Vereinbarung individueller Therapieziele ist u.a. abhängig von
- Komorbidität, Alter und Therapieadhärenz.
Referenzen:
1. Bahrmann, Anke, PD Dr. med., Was bedeutet das für den herzkranken Patienten? Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus, Hybridkongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2022, 27. Mai 2022 14:30 Uhr CityCube Berlin.
2. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/057-017l_S2k_Diabetes_mellitus_im_Alter_2018-09.pdf
3. https://www.leitlinien.de/themen/diabetes/2-auflage/kapitel-2