Urologie umfasst sehr viel mehr als die Behandlung der Prostata beim älteren Mann. Diese längst bekannte Tatsache endlich auch landläufig zu verwurzeln, betrachtet Prof. Dr. Tilman Kälble, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), als seine Mission:
"Der Begriff Urologie soll als unverwechselbare Marke für die Therapie von Erkrankungen des gesamten Urogenitaltraktes beider Geschlechter und für alle Altersgruppen etabliert werden."
Mit diesem Ziel im Blick hat er für den 69. DGU-Kongress das Motto "Urologie. Für alle. Für jeden. Für uns." ausgegeben. Auch das umfangreiche Programm der Jahrestagung, die vom 20. bis 23. September 2017 in der Messe Dresden stattfindet, spiegelt die ganze Vielfalt des Faches wider. Zu dem weltweit drittgrößten Urologen-Kongress werden rund 7000 Fachbesucher in Sachsens Landeshauptstadt erwartet, und mit dem Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Dr. Christof Veit, wird auch gesundheitspolitische Prominenz vertreten sein.
Wissenschaftliche und klinisch bedeutsame Entwicklungen werden ebenso inhaltliche Schwerpunkte des Kongresses bilden wie aktuelle Kontroversen. Neuerungen in Diagnostik und Therapie aller urologischen Tumoren, beim Prostatakarzinom zum Beispiel jüngste Erkenntnisse zu PSA-Screening und Active Surveillance, sowie Aktualisierungen von Leitlinien werden umfassend thematisiert. "Entsprechend dem Kongressmotto werden zudem Bereiche wie Infektiologie, Urolithiasis, BPH und ganz besonders Schnittstellenthemen wie medikamentöse Tumortherapie, Inkontinenz von Mann und Frau sowie entsprechende Vorsorge, Andrologie, Nierentransplantation und Kinderurologie detailliert behandelt", so DGU- und Kongresspräsident Prof. Dr. Kälble.
Einige der rund 150 Einzelveranstaltungen des 69. DGU-Kongresses widmen sich der Kinder- und Jungengesundheit. So wird es auch um die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) für Jungen gehen. Während für Mädchen eine HPV-Impfung bereits ab neun Jahren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird, stehen - auch von der DGU geforderte - Empfehlungen für Jungen noch aus.
Innovative Operationstechniken rücken am 20.09.2017 in den Mittelpunkt. Dabei setzt Prof. Dr. Kälble auf das Semi-Live-Format: "Knapp 20 eigens von verschiedenen Operateuren produzierte Live-Videos präsentieren unterschiedliche transurethrale und perkutane endoskopische Eingriffe sowie roboterassistierte, retroperitoneoskopische und laparoskopische Operationen. Auch zwei Harnröhrenrekonstruktionen werden so begleitet." Diese Präsentationsform bietet dem Operateur die Möglichkeit, über mehrere Monate hinaus maximal illustrative OP-Sequenzen zusammenzustellen und sein Vorgehen direkt mit dem Auditorium zu diskutieren. Die bewährte Kongressstruktur wird in Dresden um ein neues Format, die sogenannte Crossfire-Plenarsitzung, ergänzt. Bei diesen Pro- und Kontrasitzungen wird das Fachpublikum beteiligt.
In einem gemeinsamen Forum zur Berufspolitik stellen DGU und Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) diesmal die Frage in den Fokus, ob und wie ambulante Urologie nebeneinander in Klinik und Praxis zum Wohle der Patienten existieren kann. Bereits Tradition hat ein eingebundener Pflegekongress, der sich an Angehörige der urologischen Assistenz- und Pflegeberufe richtet und mit einem Auffrischungskurs Onkologie für Medizinische Fachangestellte startet. Abgerundet wird der DGU-Kongress durch eine begleitende Industrie-Ausstellung, bei der rund 180 Unternehmen neueste Medizintechnik und -produkte präsentieren.
An interessierte Laien wendet sich das Patientenforum am 20.09.2017 in Dresdens Innenstadt: Im Ufa-Kristallpalast wird von 17.30 bis 19.00 Uhr die Prävention urologischer Erkrankungen allgemeinverständlich erläutert. Potenzieller medizinischer Nachwuchs soll am 22.09.2017 beim Schülertag in der Messe Dresden für das Fachgebiet begeistert werden. Auf dem Programm des Kongresses stehen außerdem Ehrungen und Preisverleihungen für besondere Leistungen, darunter auch der Medienpreis Urologie.