Es wird gehofft, dass diese Entdeckung einen neuen Weg für eine effektive Therapie ebnen wird, bei der man geringere Dosen von Röntgenstrahlung einsetzen und trotzdem die Lebensdauer von vielen Männern verlängern kann.
Das Prostatakarzinom ist die häufigste maligne Tumorentität bei Männern in Deutschland. Im Jahr 2011 erkrankten ca. 64.500 Männer an Prostatakrebs und ca. 13.300 starben an den Folgen der Erkrankung.
Die mikro-RNAs genannten, kleinen Moleküle wurden bereits in verschiedenen Studien untersucht. Jede Zelle hat eine Menge von mikro-RNAs, deren Funktion es ist, die Genexpression zu kontrollieren.
In der Vergangenheit wurden sie von den Forschern als “Unsinn” eingestuft, während man heute der Ansicht ist, dass sie eine Reihe von regulatorischen Funktionen in verschiedenen Geweben einnehmen und die Genaktivität beeinflussen.
Das Team aus York konnte nun zeigen, dass die mikro-RNAs den Zellen ermöglichen, schnell auf Veränderungen in der Umwelt zu reagieren. Die Radio- oder Chemotherapie stellt eine solche Veränderung in der Umwelt dar.
Frühere Arbeiten offenbarten, dass alle Prostatakarzinome aus mindestens vier verschiedenen Zelltypen bestehen, ein Typ davon ist die Krebsstammzelle, die resistent gegen die meisten derzeitigen Therapien ist.
Die Forscher untersuchten in ihrer Arbeit das Tumorgewebe von Patienten mit Prostatakarzinom. Dabei analysierten die Wissenschaftler die Mikro-RNAs in den einzelnen Zelltypen des Prostatakrebses und fanden heraus, dass einige mikro-RNAs in einer guten Weise wirkten, indem sie die Expression von Genen verhinderten, die die Stammzellen resistent gegen eine Radiotherapie machen, während andere mikro-RNAs nicht in den resistenten Stammzellen exprimiert wurden und somit die Expression von Resistenz-Genen nicht verhindert werden konnte.
Die Wissenschaftler vermuten, man könne in der klinischen Anwendung den Spiegel der kritischen mikro-RNAs so verändern, dass es möglich wäre, mehr Krebsstammzellen zu töten. In der Konsequenz reduziert sich die Anzahl der Patienten, bei denen es nach der Radiotherapie zu einem Rezidiv kommt. Dies sind heutzutage 30% der Patienten mit Prostatakarzinom.
Professor Norman Maitland sagt, dass nach seiner Erfahrung ein Drittel der Patienten mit Prostatakrebs eine Radiotherapie bekommen und dass davon ein Drittel nicht auf die Bestrahlung anspricht.
“Die Ärzte können nicht sagen, welche Patienten ein Rezidiv bekommen werden. Wohlmöglich ist der Grund für das Rezidiv darin zu suchen, dass sich die Radiotherapie nicht auf die Krebsstammzellen fokussiert, sondern der ganze Tumor bestrahlt wird, was natürlich zu einer höheren Strahlendosis führt. Wir denken, dass wir mit den neuen Forschungsergebnissen die Radiotherapie effektiver nutzen können. Unserer Meinung nach kann die Umsetzung des neuen Wissens das Leben vieler Patienten verlängern und die Dosis der Strahlung könnte reduziert werden.”
Text: esanum /ab