Die Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien stellt nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie ein wachsendes Problem dar. So werden oft beispielsweise Videos oder Statements auf Social Media oder fragwürdige Nachrichtenquellen genutzt, um ärztliche oder fachwissenschaftliche Meinungen zu diskreditieren. Doch was ist, wenn fragwürdige Theorien von Teilen der Ärzteschaft selbst verbreitet werden?
Das Phänomen "Verschwörungstheorien" ist vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit selbst und erstreckt sich über ein nahezu grenzenloses Spektrum, von der Begründung für Krankheitsausbrüche oder schwer begreifliche Ereignisse über die Todesfälle bedeutsamer Persönlichkeiten bis hin zu großen historischen Ereignissen. Auch die Corona-Krise und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen belasten global die Gemüter. Zwar herrscht überwiegend Verständnis vor, aber es gibt auch Skepsis und Kritik - und ebenso Verschwörungstheorien und den Glauben an dahinter steckende "dunkle Mächte". Doch wie sollte damit umgegangen werden, wenn solche Theorien oder falsche Informationen von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen verbreitet werden? Darüber hat sich unter anderem die Ärztekammer Schleswig-Holstein Gedanken gemacht.
Das Phänomen "Verschwörungstheorien" ist vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit selbst und erstreckt sich über ein nahezu grenzenloses Spektrum, von der Begründung für Krankheitsausbrüche oder schwer begreifliche Ereignisse über die Todesfälle bedeutsamer Persönlichkeiten bis hin zu großen historischen Ereignissen. Auch die Corona-Krise und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen belasten global die Gemüter. Zwar herrscht überwiegend Verständnis vor, aber es gibt auch Skepsis und Kritik - und ebenso Verschwörungstheorien und den Glauben an dahinter steckende "dunkle Mächte". Doch wie sollte damit umgegangen werden, wenn solche Theorien oder falsche Informationen von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen verbreitet werden? Darüber hat sich unter anderem die Ärztekammer Schleswig-Holstein Gedanken gemacht.
Aus diesem Grund hat die ÄKSH eine Stellungnahme unter dem Titel "Auf einer Linie - Über den Umgang mit Skeptikern und Leugnern in den eigenen Reihen" veröffentlicht, die auch bereits im esanum-Podcast thematisiert wurde. Der klare Konsens im Schreiben: Es sollte keine Ausgrenzung andersdenkender ÄrztInnen stattfinden, gefährliches ärztliches Handeln dürfe aber nicht toleriert werden. Prof. Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, erläutert: "Ärztinnen und Ärzte sind freie Bürgerinnen und Bürger [...]. Sie dürfen daher Ihre Meinung frei äußern und vertreten. Im Patientenkontakt in der Praxis wie im Krankenhaus hat die persönliche Meinung allerdings nichts verloren. Hier muss das ärztliche Handeln auf wissenschaftlicher Erfahrung gestützt sein."
Besonders kritisch an der Verbreitung von Verschwörungstheorien unter Teilen der Ärzteschaft sei, dass sich ein solches Handeln doppelt negativ auswirke: Zum einen werde das Vertrauensverhältnis zwischen ÄrztInnen und PatientInnen durch unhaltbare Äußerungen nachhaltig gestört. Zum anderen werde aber auch durch Verunsicherungen und das Säen von Zweifeln die Überzeugungsarbeit großer Teile der Ärzteschaft in der Corona-Krise untergraben. Dies könne die Gesundheit von Menschen aufs Spiel setzen. Dabei komme es gerade jetzt auf Zusammenhalt an. "Bei zwischen 15.000 und 18.000 täglich infizierten Menschen ist es wichtig, dass ein jeder dazu beiträgt, diese Infektionsketten zu unterbrechen", so Prof. Herrmann.
Von ähnlichen Problemen mit einzelnen VerschwörungstheoretikerInnen berichtet auch die Landesärztekammer Baden-Württemberg: "Diese Ärztinnen und Ärzte äußern sich unter anderem dahingehend, dass sie COVID-19 als ungefährlich deklarieren sowie aktuelle Forschung zum Virus und die Sinnhaftigkeit von Impfungen infrage stellen." Dies gehe zum Teil sogar so weit, dass manche Vertretende des Gesundheitswesens den Glauben an angeblich dahinter steckende "dunkle Mächte" verbreiteten. Für den Großteil der ÄrztInnen im Land stelle dies eine Zumutung dar - vor allem vor dem Hintergrund, dass sie selbst jeden Tag einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die von COVID-19 ausgehenden Gefahren hautnah mitbekommen. Bedenklich sei es zudem, wie in Baden-Württemberg bereits geschehen, wenn die Sinnhaftigkeit von Anti-Corona-Maßnahmen von Fachleuten des Gesundheitswesens in politischen Ämtern in Frage gestellt werde: Hier tauschten zwei Mediziner gegenseitig Atteste, um sich von der Maskenpflicht im Landtag zu befreien. Ein solches Verhalten sieht Prof. Herrmann als problematisch an: "Wenn ich jetzt auch mich selber nicht schütze, wenn ich Masken ablehne, und Patientenkontakt habe, dann habe ich natürlich auch die Möglichkeit, dass ich den Erreger weitergeben kann, auch wenn ich überhaupt keine Krankheitssymptome habe – und natürlich auch andersrum."
Wie sollte also mit SkeptikerInnen und Corona-LeugnerInnen im Gesundheitswesen umgegangen werden? Gesprächsbereite SkeptikerInnen seien laut Prof. Herrmann mit wissenschaftlichen Argumenten zu überzeugen. Bei der Auseinandersetzung mit LeugnerInnen gelte aber vor allem: Ruhe bewahren und durchhalten. "Wir dürfen nicht müde werden, Fehlinformationen durch Evidenz zu entkräften." Auch rechtliche Schritte wären möglich, insofern der Ärztekammer konkrete Sachverhalte und Berufsrechtverstöße mitgeteilt werden.
Gemeinsam mit Spitzen der ärztlichen Selbstverwaltung und VertreterInnen der Wissenschaft hat die ÄKSH zudem eine Allianz gegen Corona-LeugnerInnen gebildet. Die KV-Chefin in Schleswig-Holstein, Dr. Monika Schliffke, sieht als eine Vertreterin dieser Allianz ein Problem auch in der medialen Überrepräsentation und Fokussierung auf die verhältnismäßig kleine Gruppe von Corona-LeugnerInnen und -VerschwörungstheoretikerInnen. Hier pflichtet auch Prof. Herrmann bei: "Es sind relativ wenige, die Corona-Skeptiker sind oder sogar Corona leugnen. Diese allerdings werden natürlich in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen, die sind in den sozialen Medien präsent und scheinen damit ein bisschen das Bild zu prägen."
Zudem müssten Vertretende des Gesundheitswesens besonders im Hinblick auf COVID-19, wo viele Fragen noch immer ungeklärt sind, auch einmal PatientInnen und KollegInnen gegenüber zu Wissenslücken stehen, so Dr. Schliffke. "Ich kann als Arzt auch zugeben, dass ich bestimmte Dinge noch nicht weiß, weil sie noch offen sind." Nur als geeinte Gesellschaft könne man es schaffen, der Corona-Krise entgegenzutreten, betont Prof. Herrmann: "Nur gemeinsam können wir diesen Kraftakt leisten und den Pandemieverlauf positiv beeinflussen. Als Ärzteschaft und als Bürgerinnen und Bürger. Lassen Sie uns gemeinsam Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmasken tragen, die Corona-Warn-App nutzen sowie regelmäßig lüften."