Im Herbst 2021 hat esanum Ärztinnen und Ärzte dazu aufgerufen, sich an einer Umfrage zum Thema Digitalisierung zu beteiligen. Der gerade veröffentlichte Digitalisierungsreport 2021 dokumentiert die Erfahrungen mit und die Meinung zu eHealth-Anwendungen.
An der Online-Befragung von EPatient Analytics haben sich 569 Ärztinnen und Ärzte sowie 16 Psychotherapeutinnen und -therapeuten beteiligt. Mit 62,7 Prozent waren die männlichen Teilnehmer in der Überzahl. 77,6 Prozent der Befragten hatten vor mehr als 20 Jahren die Approbation als Arzt erworben, 17,1 Prozent hatten sie mehr als zehn Jahre und 5,3 Prozent arbeiteten weniger als 10 Jahre als Arzt.
50,9 Prozent der an der Umfrage Beteiligten waren als niedergelassene Ärzte in eigener Praxis tätig, 32,6 in einer Praxisgemeinschaft, 6,8 Prozent arbeiteten als Angestellte in einer Praxis und 12,1 Prozent in einer Klinik. Mit 96,5 Prozent hatten die meisten Beteiligten die Facharztausbildung abgeschlossen.
12 digitale Gesundheitslösungen gehören zu jenen, die mehr oder weniger oft angewendet werden. Die Umfrage hat dabei auch ermittelt, ob die Kolleginnen und Kollegen sie regelmäßig nutzen oder sie ihnen nur bekannt ist.
Am meisten wird mit 29 Prozent die elektronische Terminvereinbarung für Patienten genutzt, 14 Prozent nutzen sie regelmäßig. In ähnlichem Umfang wird die Video-Sprechstunde zwischen Arzt und Patienten mit 28,4 Prozent genutzt, von 13,5 Prozent der Nutzenden regelmäßig. Zur am dritthäufigsten verwendeten digitalen Gesundheitslösung gehört der elektronische Medikationsplan mit 26,2 Prozent (12,5 Prozent regelmäßig), gefolgt vom elektronischen Arztbrief mit 13,1 Prozent und 5,6 Prozent regelmäßiger Nutzung. Beim Telekonsil tauschen sich Fachärzte auf elektronischem Weg über eine patientenbezogene, medizinische Fragestellung aus. Das Telekonsil gehört mit 17,1 Prozent insgesamt zu einer häufiger genutzten digitalen Gesundheitslösung, allerdings wird sie nur von 5,3 Prozent der Ärzte regelmäßig genutzt.
Gerade mal von 10,6 der Befragten wird die elektronische Patientenakte (ePA) angewendet, 4,6 Prozent nutzen sie regelmäßig. Chat-Anwendungen zwischen Arztpraxis oder Klinik und Patient gehören mit 9,1 Prozent insgesamt und 3,8 Prozent regelmäßiger Nutzung zu den eher weniger verwendeten Gesundheitslösungen im digitalen Bereich. Statt Arztbriefen und Faxen nutzen 11,3 Prozent den sicheren E-Mail-Verkehr über KIM, 3,8 Prozent davon nutzen ihn regelmäßig. Zur Übermittlung von Notfalldaten (NFDM) nutzen 10,5 Prozent der Befragten und davon 2,6 Prozent in regelmäßigen Abständen digitale Wege. Die drei Schlusslichter bei den digitalen Gesundheitslösungen sind Online-Coachingkurse für Patienten mit 9,8 Prozent, 8,9 Prozent der Ärzte verschreiben DiGA - digitale Gesundheitsanwendungen, aber nur 1,7 Prozent regelmäßig und 3,7 Prozent nutzen das elektronische Rezept (eRezept).
Grundsätzlich zeigt sich im 3. Digitalisierungsreport der DAK eine positive Sicht auf die digitalen Gesundheitslösungen von jenen Ärzten, die sie bereits verwenden. Dennoch sind viele der Befragten noch nicht von den Vorteilen der eHealth-Anwendungen überzeugt. Im Digitalisierungsreport wurden die positiven Effekte in drei Bereiche aufgeteilt: Zeitersparnis bei der Praxisorganisation, Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung und Zeitersparnis bei der Patientenversorgung. Die meisten positiven Effekte bei der Praxisorganisation zeigten sich für die Umfrageteilnehmer bei der elektronischen Terminvereinbarung mit 64 Prozent und beim elektronischen Arztbrief mit 50 Prozent. Die Qualität der Patientenversorgung verbessert aus Arztsicht mit 56 Prozent der elektronische Medikationsplan, mit 53 Prozent die Online-Lernkurse oder Coachingkurse und das Telekonsil mit 41 Prozent.
Digitale Gesundheitslösungen werden häufig nicht eingesetzt, da sie nicht näher bekannt sind. So wissen 43,4 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Ärzte nur wenig darüber, dass es Chat-Anwendungen zwischen Arztpraxis (Klinik) und Patient gibt und 42,1 Prozent wissen nicht, dass es Online Lern-/ Coachingkurse für Patienten gibt. 32,6 Prozent ist auch nicht bekannt, was es mit DiGA - digitale Gesundheitsanwendungen auf sich hat und 32,1 Prozent weiß nicht, dass er Notfalldaten (NFDM) elektronisch übertragen kann.
Der häufigste Grund für die Nichtnutzung digitaler Gesundheitslösungen ist mit 39,6 Prozent die strikte Ablehnung. 53,3 Prozent lehnen die elektronische Terminvereinbarung ab, 51,1 Prozent die Video-Sprechstunden mit ihren Patienten und 46 Prozent wollen die Möglichkeit von Chat-Anwendungen mit ihren Patienten nicht nutzen.
Fehlende Unterstützung durch die eigene Praxis-EDV bei digitalen Gesundheitslösungen gaben 14,6 Prozent und damit jeder vierte Teilnehmer als Grund für die Nichtnutzung des elektronischen Rezeptes (26,5 Prozent), Chat-Anwendungen zwischen Arzt und Patient (25,9 Prozent), elektronischer Arztbrief (24,3 Prozent) und Notfalldaten (22,9 Prozent) an.
Eine positive Einstellung gegenüber digitalen Gesundheitslösungen reicht bei den 12,9 Prozent der Umfrageteilnehmern nicht aus, um sie auch zu verwenden. So finden 19,5 Prozent der Befragen Online-Lernkurse zwar gut, fühlen sich aber nicht ausreichend informiert. Das gilt bei 18,2 Prozent von ihnen für die Übermittlung von Notfalldaten, bei 17,6 Prozent über das Telekonsil und bei 17,1 über den elektronischen Arztbrief.
Das Ergebnis aus dem 3. Digitalisierungsreport: Zwei Drittel der Teilnehmer fühlen sich nicht ausreichend auf die Nutzung digitaler Gesundheitslösungen wie die elektronische Patientenakte vorbereitet. DAK-Chef Andreas Storm fordert eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie und eine neue Qualität der Zusammenarbeit.Die Befragten sind besonders skeptisch im Bezug auf die Telematikinfrastruktur. Einige Teilnehmer formulierten ihre Eindrücke in einem Freitextfeld und bemängelten dabei eine ungenügende Einbindung der Ärzteschaft seitens Politik und Gematik. "Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen gemeinsam zu gestalten, sind deshalb zwei Punkte für die neue Ampel-Regierung entscheidend", sagt Storm. "Erstens eine ehrliche und schnelle Bestandsaufnahme, wo die Probleme bei der Digitalisierung liegen. Auf dieser Grundlage sollten Maßnahmen im Sinne der digitalen Versorgung erarbeitet werden. Zweitens müssen die Governance-Strukturen optimiert werden. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Umgestaltung der Gematik zur Gesundheitsagentur erfordert eine stärkere Einbindung der Selbstverwaltungspartner. Wir brauchen eine neue Qualität der Zusammenarbeit; orientiert am Versorgungsalltag und am Nutzen für die Patientinnen und Patienten.“
esanum gibt als Netzwerk für Ärztinnen und Ärzte wichtigen medizinischen Themen eine Plattform. Als Medienpartner unterstützt esanum dabei unter anderem Studien und Reports wie auch den 3. Digitalisierungsreport der Ärztezeitung und DAK.