Rund 200 Millionen Frauen leben weltweit mit den Folgen einer Genitalverstümmelung. Der Eingriff ist verbreitet in etwa 30 Ländern in Teilen Afrikas, des Nahen Ostens und Asiens. Er gilt als schwere Menschenrechtsverletzung, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM - Female Genital Mutilation) am 6. Februar in Erinnerung rief.
Die Hälfte der betroffenen Frauen lebt nach Angaben der UN-Kinderhilfswerks Unicef in Indonesien, Ägypten und Äthiopien. Die WHO rief Ärzte und medizinisches Personal auf, solche Eingriffe niemals durchzuführen. Sie hat Richtlinien veröffentlicht, wie Ärzte Verletzungen durch FGM am besten behandeln können.
Als Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen gilt jede Prozedur, bei der die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane aus nicht medizinischen Gründen ganz oder teilweise entfernt werden. Der Eingriff führt oft zu starken Blutungen, Infektionen und später zu Zysten und Totgeburten. "Es gibt keine medizinische Rechtfertigung für FGM", sagte WHO-Sprecher Tarik Jašarević. Im Gegensatz dazu kann die Beschneidung bei Männern, bei der die Vorhaut des Penis teilweise entfernt wird, etwa vor bestimmten Krankheiten schützen.
Die Praxis ist älter als Christentum und Islam. Mädchen werden sowohl in christlichen als auch in islamischen Ländern beschnitten. Die Verstümmelung soll unter anderem die Lust am Sex einschränken. Für viele Frauen ist der Geschlechtsverkehr danach schmerzhaft. Der UN-Bevölkerungsfond (UNFPA) gibt zwar an, die Praxis gehe tendenziell zurück. Durch das Bevölkerungswachstum in den betroffenen Ländern sinke die absolute Zahl aber dennoch kaum.