Der 28. Juli 2021 ist Welt-Hepatitis-Tag. Das diesjährige Motto "Hepatitis kann nicht warten!" ist eine eindringliche Forderung an die Politik, engagierter zu handeln. Die weltweiten Strategien zur Eliminierung von Virushepatitis wurden in vielen Ländern - auch in Deutschland - nur eingeschränkt umgesetzt. Die Corona-Pandemie stellt zudem eine Behinderung dieser Aktivitäten dar. Die Deutsche Leberstiftung unterstützt aktiv das Erreichen der WHO-Zielsetzung, Hepatitis B und C bis 2030 weltweit zu eliminieren. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages ruft die Deutsche Leberstiftung die Politik und jeden Einzelnen dazu auf, nicht länger zu warten, sondern aktiv zu werden.
Lebererkrankungen bestehen oft über Jahre, ohne dass sich spezifische Anzeichen dafür zeigen. Dazu gehören auch Lebererkrankungen, die durch eine Infektion mit Hepatitisviren hervorgerufen werden. Die Virushepatitis ist ein großes globales Gesundheitsproblem, das aufgrund der bestehenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eigentlich gelöst werden könnte. Trotzdem sterben noch immer viele Menschen weltweit an dieser Erkrankung. Diese alarmierende Situation hat die World Hepatitis Alliance (WHA), die den Welt-Hepatitis-Tag global ausrichtet, zum Anlass genommen, das diesjährige Motto als eindringlichen Appell zu formulieren: "Hep can’t wait!".
Abhängig vom Virustyp unterscheidet man Hepatitis A, B, C, D und E. Hepatitis-Viren rufen unterschiedlich schwere Leberentzündungen hervor, die spontan ausheilen oder wie bei den Hepatitiden B, C, D und E (nur bei immunsupprimierten beispielsweise organtransplantierten Patienten) chronisch werden und im weiteren Verlauf auch Leberzirrhose und auch Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) verursachen können.
"Nach den letzten, zum Teil revolutionären Entwicklungen in der Hepatitis B- und C-Therapie stehen uns heute nahezu nebenwirkungsfreie und sehr effektive Medikamente zur Verfügung, die (bei der Hepatitis B) eine Kontrolle beziehungsweise (bei der Hepatitis C) sogar Heilung dieser chronischen Infektionen ermöglichen. Auch für die Hepatitis delta, die durch das Hepatitis D-Virus ausgelöst wird, besteht seit Kurzem eine neue Behandlungsmöglichkeit. Mit dieser Therapie kann bei fast allen Patienten eine deutliche Reduktion der Hepatitis D-Viruslast erreicht werden, was zu einer Verringerung der Leberentzündung führt. Zudem besteht die Möglichkeit, sich vor diesen Infektionen, beispielsweise durch Impfungen zu schützen: Es gibt gegen Hepatitis B eine wirksame Schutzimpfung, die auch gegen eine Infektion mit dem Hepatitis D-Virus schützt. Und wir haben es erreicht, dass in Kürze im Rahmen des Präventionsprogramms 'Gesundheitsuntersuchung' für gesetzlich Versicherte (vorher als 'Check-up 35' bezeichnet), einmalig der Test auf Hepatitis B und Hepatitis C möglich ist", erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung die Situation.
"Trotzdem und gerade deswegen ist die Forderung des Welt-Hepatitis-Tages an die Politik, zu handeln, wichtig und richtig, denn es werden noch immer viele Lebererkrankungen nicht erkannt und es gibt zu wenig Wissen über dieses Organ und seine Erkrankungen. Daher werden die bestehenden Möglichkeiten zu Diagnose, Therapie und Prävention nicht im möglichen Umfang genutzt", betont Prof. Manns, und wünscht sich für die Zukunft: "Wir müssen verstärkt daran arbeiten, Awareness, also Bewusstsein für die Leber und ihre Gesundheit zu schaffen. Jeder erhöhte Leberwert muss hinsichtlich seiner Ursache abgeklärt werden. Daher wünsche ich mir für Deutschland eine Drei-Säulen-Strategie zur Eliminierung von Hepatitis B und Hepatitis C aus Awareness, Früherkennung und Behandlung."
Dass es beim wichtigen Thema Virushepatitiden einen großen Bedarf bei Aufklärung und Prävention gibt, zeigt beispielhaft für das Hepatitis B-Virus (HBV) die aktuelle Studie "Gesundheit und Sexualität in Deutschland" des Instituts für Sexualforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die das Wissen über sexuell übertragbare Erkrankungen (STD) erforscht. Während 71,1 Prozent der befragten Erwachsenen zwischen 18 und 75 Jahren bei der Frage nach ansteckenden Geschlechtskrankheiten angaben, HIV beziehungsweise Aids zu kennen, war Hepatitis B nur bei 10,3 Prozent bekannt. Als Fazit stellten die Forschenden der Studie fest, dass alle Altersgruppen nur über einen geringen Wissensstand zu den am meisten verbreiteten sexuell übertragbaren Krankheiten verfügen. Ihren Angaben zufolge infizieren sich weltweit täglich rund eine Million Menschen mit einer Geschlechtskrankheit, die teilweise gravierende Folgen haben kann - bis hin zum Tod. Mangelndes Wissen über STDs wie Hepatitis B ist häufig der Grund, auf vorbeugende Maßnahmen wie eine Impfung gegen das HBV oder den Gebrauch von Kondomen zu verzichten.